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„Vesen" genannt), welcher mit Ausnahme der hohen Berglagen überall als Brotfrucht
gebaut wird. Eigentlicher Weizen dagegen wird ziemlich wenig angebaut uud dabei
die grannenlose Varietät bevorzugt, welche mehr, sowie schöneres Mehl liefern soll.
Roggen wird in noch geringerem Maße gesäet als Weizen und auch der Gerste- sowie
der Haferanbau ist nicht von Bedeutung, so daß bei der starken Pferdehaltung iu den
Jndnstriegegenden der größte Theil des Bedarfes an Hafer im Wege der Einfuhr beschafft
werden muß.
Unter den Knollen- und Wurzelgewächsen sind es die Kartoffeln, welche im
größten Maßstabe cnltivirt werden. Sie dienen einem großen Theile der Bewohner als
Hauptnahrung, werden aber häufig auch als Viehfutter verwendet. Von den feldmäßig
gebauten Rüben kommen für die menschliche Ernährung fast nur Stoppelrüben in
Betracht, deren Blattschopf nebst dem Rübenkopf dem Vieh verabreicht wird. Der Hanf-
und Flachsbau beschränkt sich auf den Haus- und Wirthschaftsbedarf. Der Gemüseban
steht mit seltenen Ausnahmen noch sehr weit zurück, die Blumenzucht dagegen hat in
erfreulicher Weise zugenommen. Auf dem Gebiete der Obst- und Weincultur ist infoferne
Günstiges zu berichten, als Obstbäume beinahe überall, selbst in den Berggegenden in
Menge vorhanden sind. Allein vorzugsweise bemerkt man nur gewöhnliche Sorten,
sogenanntes Mostobst, dessen Ertrag allerdings in der Regel ein reichlicher und sicherer
ist, gleichwie er sich auch für die vorherrschende Verwendung zur Most- und Branntwein-
bereitung besser eignet. In obstreichen Jahren wird auch Dörrobst aller Art erzeugt
und zum Verkauf gebracht. Mit Weinbau beschäftigen sich nur die Gemeinden des
Rheinthals und Bodenseegebietes und findet das leichte und gesunde, jedoch etwas herbe
Produet größtentheils bereits im Stadium der Gährung als Most — „Suser" —
Absatz und Consum.
Wie schon bemerkt, bildet die Futtererzeugung, beziehungsweise die thierische
Produktion den wichtigsten Zweig der Landwirthschaft und steht hierbei die Wiesencultur
im Vordergrund. Man unterscheidet Futter- und Streuwiesen. Erstere sind ein- oder
zweimähdige, ferner süße, halbsüße oder saure Wiesen. Saures Grasheu, das nur für
Pferde taugt, tragen die ausgedehnten Wiesflächen der Rheinthal- und Bodensee-Ebene,
während die übrigen Theile des Landes mit seltenen Ausnahmen süßes oder sogenanntes
Kuhheu liefern. Die Grasländereien der Thalniederungen sind es auch, welche zum nicht
geringen Theile blos als Streuwiesen dienen. Bei dem fühlbaren Mangel an Getreide- oder
„weißem" Stroh, welches beinahe gänzlich verfüttert werden muß, siud gute Streuwiesen,
die viel und schönes „Schwarzstroh" producireu, sehr geschätzt, am meisten solche, welche
auch eine Torfausbeute gewähren. Torflager größerer Mächtigkeit gibt es nur wenige in
Vorarlberg. Dagegen sind in der Rheinthal- und Bodensee-Ebene, wie nicht minder in der
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Band 13
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Tirol und Vorarlberg
- Band
- 13
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.12 x 23.1 cm
- Seiten
- 624
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch