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Bezeichnung gefunden. So scharf und deutlich ist Böhmen mit seiner natürlichen Umgreuzuug
in unseren Erdtheil eingezeichnet, uud dies seit undeuklicheu Zeiteu. Darauf deutet zum
mindesten der Umstand hin, daß es zum allergrößten Theil ans jenen uralten krystallinischen
Schiefer-Gesteinen aufgebaut ist, vou welchen wir annehmen müssen, daß sie früher als
alle anderen, selbst die ältesten versteinerungsführenden vorhaudeu waren, Gueiße, Glimmer-
schiefer, Urthvnschieser n. s. w. Aus diefeu Gesteinen in Verbindung mit nicht minder alteu
krystallinischen Massengesteinen, aus Graniten und dergleichen bestehen heute noch die
größere südliche Hälfte des Landes und die beiden Grenzgebirge, welche von Nordwesten
uud Nordosten her wie zwei gegen einauder gestreckte Arme das Tiefland der nördlichen
Hälfte umfassen. Auch aus dem Umstände, daß das sogenannte hercynische Massiv, welchem
Böhmen zum großen Theil angehört, mit einigen anderen, dem Schwarzwald- und
Vogesenmasfiv und dem des centralen Frankreich, die Stützpunkte für den Aufbau von ganz
Centraleuropa bot, kann man auf das hohe geologische Alter unseres Heimatlandes schließen.
Freilich konnte es in seiner ursprünglichen Gestalt nicht erhalten bleiben; Veränderungen der
verschiedensten Art, denen die Erdoberfläche seit ihrem Bestände überhaupt ausgesetzt war,
hat auch Böhmen erlitten und seine heutige Gestalt ist erst nach und nach durch mancherlei
Zubauten und Abtragungen zustandegekommen. So mag ursprünglich der krystallinische
Kern des ganzen Massivs aus mehreren gleichartigen Theilen zusammengefügt worden
sein, deren einwärts gekehrte Seiten allgemach einsanken und dadurch Gelegenheit gaben,
daß sich innerhalb Böhmens ein Meeresbecken zu einer Zeit bilden konnte, aus der wir
die älteste» Spuren von Lebewesen bisher aufgefunden haben. Damals entstanden die
Schiefer, Granwacken und Kalksteine, welche innerhalb Böhmens ein großes elliptisches
Becken von der Moldau bei Prag bis an den Böhmerwald und zwischen dem mittel-
böhmischen Granitgebirge und dem südöstlich gewendeten Flügel des Tepler Gebirges aus-
füllt. Der Fachmann bezeichnet diese Ablagerungen als cambrische und silurische. Nach
ihrer Bildung ist Böhmen offenbar lange Festland gewesen. Eine geraume Zeit fanden
keine Neubildungen statt, dann aber kam es zur Bildung einer der allerwichtigsten
Schichtenreihen: die Zeit der Steinkohlen war angebrochen, nnd in weiten und flachen
Becken des Landes kam es auch in Böhmen zur Entwicklung eines überaus üppigeu
Pflanzenwuchses, dessen Dasein wir die Entstehung jenes Schatzes verdanken, von welchem
heute uuser Haudel uud Wandel wesentlich mit abhängt, der Steinkohlen.
So füllten sich die Schatzkammern des Schlan-Rakonitzer, des Pilsener, Radnitzer
und der übrigen Becken, und eine weise Vorsehung sorgte dafür, daß für unsere Tage,
weuu auch nicht das Ganze, so doch ein großer Theil dieser Schätze erhalten blieb, indem
sich über die Schiefer, Sandsteine und Flötze der Steinkohlenformation die rothen Sand-
steine nnd Schieferthone der Dyasfvrmation, das Rothliegende, breiteten. Dann folgte
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Band 14
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (1)
- Band
- 14
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1894
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.78 x 21.93 cm
- Seiten
- 634
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch