Seite - 42 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Böhmen (1), Band 14
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Punkt Böhmens findet, ersteren im Elbeniveau (113 Meter) an der Landesgrenze bei
Herrnskretscheu, letzteren auf der Schneekoppe (1603 Meter).
Hierzulande gedeiht an den felsigen Geländen des Elbe-Ufers ein kräftiger Wein, hier
wächst einer der vorzüglichsten Hopfen der Welt, hier sind die Fluren mit Weizen gesegnet
oder mit Raps und Rübe bedeckt, und mitten in den Feldern grünen, blühen und tragen
die Edelobstbänme. Aber in hohen Lagen wuchert auch die Kniekiefer neben jenen Kräutern,
die nur im Gebirge gedeihen. Saftige Wiesen, immergrüne Forste erquicken das Auge.
Üppigkeit und Frische der Vegetation machen das Land lachend und reich. Minder ergiebig
scheint hier das Innere der Erde zu sein. Der Bergbau auf Edelerz gehört meist der
Geschichte an, ebenso die Vitriolwerke, welche einst im Aupathal bestanden. Von der
einstigen Goldwäscherei erzählen nur noch Sagen und Ortsnamen, und ähnlich verhält es
sich mit vielen Eisenhämmern. Ein viel genanntes Kohlenbergwerk gibt es bei Salesel,
weit ansehnlichere bei Schatzlar und Schwadowitz. Die Braunkohle bei Freudenhain war
für praktische Zwecke nahezu unverwendbar, dagegen ungemein reich an Versteinerungen.
Wohl gibt es einige Gesundbrunnen und Bäder, so in Liebwerda, Wurzelsdorf, Johannis-
bad, Forstbad, Kukus, Gradlitz, Bielohrad, Klokocka, Kottowitz, Geweihteubrnun, auch die
Kaltwasserheilanstalten Geltschbad und Wartenberg, dennoch ist das nordwestliche Böhmen
durch die Bedeutung, den Ruf und Besuch seiner Heilbäder weit überlegen.
Sehr besucht sind in unserem Gebiete die Sommerfrischen, besonders an der Elbe,
in der böhmischen Schweiz, im Jser- und Riesengebirge, so daß man schon vor Jahren
den Gedanken aussprechen konnte, Nordböhmen eigne sich zu einer einzigen ungeheueren
Sommerfrische für das nördliche Mitteleuropa. Der Ruf von Dittersbach ist älter als ein
halbes Jahrhundert. Gut bekannt sind Tetschen, Großpriesen, Bürgstein, namentlich aber
Spindelmühle, welches als eine reizende Idylle alpinen Charakters bezeichnet werden
kann und in den letzten Jahren einen gewaltigen Aufschwung genommen hat. Das
böhmische Mittelgebirge, der Jeschkeu, das Jsergebirge sind von Sommerfrischlern und
Naturfreunden viel besucht, noch weit mehr aber das Riesengebirge und die Sandstein-
gebiete an der Elbe, bei Adersbach und Wekelsdorf, wie auch bei Großskal und Kleinskal.
Unmöglich ist es, die zahlreichen Aussichtspunkte in den Gebirgen namhaft zu machen oder
auch nur die namhafteren zu nennen, von denen viele mit Aussichtsthürmen, Schutzhütten
und Bergschäden oder Berghotels versehen sind. Das Naturbild, welches der Wanderer
genießt, wechselt oft von Schritt zu Schritt. Und nicht blos das Auge erquickt sich, auch
der Geist wird durch die Erinnerungen vergangener Zeiten angeregt. Rinnen, wie Bösig,
Schreckenstein, Tollenstein, Trosky, Michelsberg, Helfenbnrg, findet man in großer Zahl,
aber auch prächtige Schlösser, wie Friedland, Nachod, Reichstadt, Ploschkowitz, Großskal.
Manche Adelsschlösser sind auch berühmt durch ihre Gärten, wie Tetschen und Sichrow.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Band 14
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (1)
- Band
- 14
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1894
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.78 x 21.93 cm
- Seiten
- 634
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch