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versteinerten Heuhaufen bei Reichen und das Erdbeermädchen bei Tichlowitz verdienen
Erwähnung, wie auch die Ruine Sperlingstein und der Jungfernsprung bei Neschwitz. Das
Mittelgebirge ist bis auf die höchsten Bergrücken wohl bewohnt. Bekanntere Ortschaften
sind Reichen und die alte Töpferheimat Lewin. In Wernstadt hat einst der Herzog
von Lauenburg durch eine Dachrinne vor den Schweden sich gerettet. Auch ist die durch
Kattundruck berühmte Familie Leitenberger von hier ausgegangen.
Südöstlich vom Mittelgebirge liegt zwischen der Elbe und den Kummerbergen das
Anschaer Rothland nnd das Danbaer Grünland, deren Name vom Roth-und
Grünhopfen herrührt, welcher hier in vorzüglicher Qualität gebaut wird. Das Rothland
reicht von der Elbe bis znm Wilschberg (610 Meter) und Ronberg (551 Meter), südlich
bis in die Hochebene von Wysoka und Wteluo. Ganz vorzüglichen Hopfen gibt es bei
Anfcha an den Lehnen des Gablowkabachs, namentlich aber ist die Platte bei Polepp
sehr ertragreich. Vor alter Zeit ein Sumpf, später eine Hutweide, seit Joseph II. an die
Nachbargemeinden vertheilt, ist die Platte heutigen Tages eine Zierde der Landschaft und
eine Art Goldgrube für die Umgebung. Auch die Gastorser und Ploschkowitzer Gegend,
die Fluren von Libeschitz, Konojed, Drahobns, Schnedowitz, die Hochebenen von Malschen,
Hrvbitsch, Zebus, Brotzeu, sowie die Lehnen der zahlreichen Gründe sind reich an
Rothhopfen.
Ungefähr bei Konojed, Graber, Drnm, Sterndorf, Sebitsch, Domaschitz, Tuhauzl,
Strachel, Zebus und Brotzen scheidet sich das Rothland vom Grünland, welches durch
große Plateaus mit engen Felsenthälern, pittoresken Schluchten und wildzerrissenen
Sandsteinwänden, sowie durch schmale Thalfurchen ausgezeichnet ist. Eiu wichtiger Theil
des Grünlandes, ein von Basalt- und Klingsteinkegeln malerisch überragtes Sandstein-
gebiet heißt auch Daubaer Schweiz. Die Kühgründe, die Nedoweska (456 Meter)
und das Gebirge bei Solschen verdienen besondere Erwähnung, ebenso die Tschapkenle.
Von Norden nach Süden streichen die Thäler von Wobrok, Medonost und Kokorin, eines
schöner und malerischer als das andere, sammt ihren Schluchten und Nebenthälern. In
diesen Gründen bildet der Quader steile, oft senkrechte Felswände mit mehreren Absätzen,
welche die Thalgehänge mannigfach unterbrechen und viel Abwechslung bieten. Wasser
jedoch führen nur die tiefer eingeschnittenen Thäler und Gründe, die minder tiefen heißen
Trockenthäler und bilden an den Wasserscheiden ein ganz zerschlissenes Felslabyrinth. Die
Bewohner höher gelegener Ortschaften leiden oft im Sommer und Winter an großem
Wassermangel, weshalb auch die Quellen sehr geschätzt, ja religiös verehrt werden, wie
der Prokopiborn bei Kortschen. Besonders reizend ist eine kleine Quelle bei Hirschmantel.
Auch gibt es Ziehbrunnen, welche mehr als 120 Ellen tief in den Felsen hinabgetrieben
worden sind.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Band 14
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (1)
- Band
- 14
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1894
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.78 x 21.93 cm
- Seiten
- 634
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch