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Andreasberg u. A.) jene herrlichen duftigen Alpenansichten, durch die der Böhmerwald
berühmt geworden ist und welche im Sommer nur selten sich zeigen. Schon im September
ist während der Nacht in den tiefsten Thalgründen und auf den Filzen Bildung von
Nebeln häufig, welche am Morgen ein weißes wogendes Meer darstellen, aus dem die
sonnebeschienenen Gipfel gleich Waldinseln emporragen. Unter den Winden weht am
häufigsten der warme Westwind, welcher im Sommer oft Regen bringt, was bei dem
kälteren Ostwind nicht der Fall zu sein pflegt. Ersterer wird von den Bewohnern der
„baierische", letzterer der „böhmische" Wind genannt.
Die Ufergegenden der Angel, Uslava und Wotawa. Längs des nord-
östlichen Randes des südlichen Böhmerwaldes ist demselben ein vielkuppiges, reich
bevölkertes Vorgebirge vorgelagert, dessen südöstliches Ende sich zur Ebene von Budweis
abdacht. Amphibol- und silurische Schiefer, von Granitinseln unterbrochen, setzen seinen
nordwestlichen, von dem Angelthal in nordöstlicher Richtung durchfurchten Theil, Gneis
und Grauit seine übrigen Gegenden zusammen. Diese durchschneidet die Wotawa bis
gegen Pisek hin in östlicher Richtung, worauf sie sich nordwärts wendet und ihr bisheriges
Längenthal zum Querthal wird. Die schönsten Punkte des breiten grünen, von meist
bewaldeten Bergen und Kämmen eingefaßten Angelthals, durch welches von Prestitz aus
die Pilsen-Eisensteiner Bahn fast ununterbrochen emporführt, sind die Burg Kleuau
und die Stadt Klattau. Erstere, in üppiger Waldung halb versteckt auf einer isolirten
Bergkuppe in der Nähe der Station Janowitz gelegen, bietet von ihrem Thurm aus eine
prachtvolle Aussicht, West- und nordwärts über das fruchtbare Angelthal und ein Meer
von bewaldeten, zwischen grünen Thälern und buuteu Ackerfluren sich erhebenden Bergen
und Hügeln mit vielen Ortschaften, südwärts auf den nahen ernsten Wall des Böhmer-
waldes mit der hochragenden Doppelpyramide des Offer dar. Die königliche Stadt
Klattau thront anf einer Anhöhe über dem rechten Ufev des eine ihrer Vorstädte, die
Reichsvorstadt durchfließenden Rasen-Bachs (Drnovhbachs), dessen Thal weiter unten
die Eisenbahn auf langer Gitterbrücke überschreitet, und gewährt vom Bahnhof aus
mit ihren stattlichen Gebäuden und hochragenden Thürmen, hinter denen bewaldete Berge
aufsteigen, einen ungemein malerischen Anblick. Von dem zwischen ihr und der Bahn sich
erhebenden isolirten, mit einer Kirchenruine geschmückten Hur kaberg (497 Meter) genießt
man eine prächtige Aussicht auf den Böhmerwald. Bei Klattau verläßt die Bahn das
Angelthal, in das sie bei Schwiehan wieder eintritt. Dasselbe ist bis zu dem mit einer
zweithürmigen Kirche geschmückten Städtchen Prestitz anmuthig und obstreich. Weiter
abwärts werden die es begrenzenden Berge niedriger und weniger bewaldet uud zuletzt
ganz kahl. Von Prestitz aus läuft die Bahn durch Ackerland und zwischen großen eben
gelegenen Kiefernwäldern nach dem Radbnsathal hinüber, welches sie bei der Stadt
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Band 14
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (1)
- Band
- 14
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1894
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.78 x 21.93 cm
- Seiten
- 634
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch