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Unterhalb des Kirchendorfes St. Magdalena beginnen die ausgedehnten Forste mit
Weihern abzuwechseln. Nun aber theilt sich der Fluß in zwei Arme. Der östliche, ein von
Menschenhänden (1584 bis 1585) angelegter Kanal, fließt unter dem Namen Neubach
(tivva keka), begleitet von einem mit Eichen bepflanzten Damme, in einer waldreichen und
landschaftlich schönen Gegend und vereinigt sich mit der Nezarka unterhalb Platz. Der
westliche Arm (Ltnrä i-eka, Altbach) fließt dem Rosenberger Teiche zu und ist der
ursprüngliche Lauf des Flusses noch vor Anlage des Wittinganer Teichsystems. Ein dritter
Arm, der sogenannte Goldbach (Aatä stoka,), der im Jahre 1506 angelegt und nach
dem Jahre 1570 aufwärts verlängert wurde, zweigt bereits bei Pilar ab und durchfließt
den Hrädecek oder Schloßrevier benannten Wald. Auch hier ist die Landschaft eben und
gewährt die angenehmsten Spaziergänge.
Wir sind mit unseren Betrachtungen bei der Wittinganer Ebene angelangt, welche
viel Interessantes bietet. Im Allgemeinen hat sie den schon besprochenen Landschafts-
charakter, aber mit dem einen Vorzug, daß sie ihre grüne Farbe vom Frühjahr bis zum
Spätherbst bewahrt und ihren hauptsächlichen Reiz durch ihre Teichflächen und deren
baumreichen oder gebirgigen Hintergrund gewinnt. Dieser ist besonders hübsch bei dem
großen Opatowitzer Teich. Der Damm dieses, sowie auch des nächst daranstoßenden
Teiches Swet ist mit mächtigen Eichen, einer Specialität der hiesigen Gegend, bepflanzt.
Den Hintergrund des letzteren, wenn man den Damm von der Stadt aus betritt, bildet
die malerisch zwischen Baumanlagen gelegene fürstlich Schwarzenberg'sche Gruft.
Wittiugau, aus der eigentlichen Stadt und einer Vorstadt bestehend, breitet sich
zwischen dem Goldbach und dem Teich Swet aus. Sie ist der Mittelpunkt einer der
größten und bestbewirthschafteten Domänen. Ehemals ein Sitz des mächtigen Geschlechtes
der Rosenberge, genießt es heutzutage in der Gelehrtenwelt einen guten Ruf durch sein
wohlgeordnetes und reichhaltiges Archiv. Zwei noch wohlerhaltene Thore, einige Bastionen
und Reste von Ringmauern zeugen von der ehemaligen Befestigung der Stadt, die noch
lange nach der Weißenberger Schlacht im Widerstand verblieb.
Die nächste Umgebung der Stadt nordwärts bildet ein breites und ebenes Wiesenland,
das durch die allwärts zerstreuten Heustadeln ein eigenthümliches Gepräge erhält. Vom
Goldbach durchflössen reicht es nördlich bis zu dem bekannten Rosenberger Teiche,
dem größten Böhmens. Dieser wurde im Jahre 1584 von dem Regenten der Rosenberger
Herrschaften Jakob Krem von Jelcan angelegt, nicht lange darauf beendigt und sein Teich-
damm mit Eichen besetzt, voü denen einige noch heute erhalten sein sollen. Die weite Fläche
des Teiches, die weiß blinkenden Häuschen des Dorfes Alt-Lahm mit dem bäum- und
waldreichen Hintergrund gewähren ein liebliches Landschaftsbild. Knapp an dem Teiche
fließt der Goldbach, den zwei Dämme einschließen, wovon der eine ihn vom Rosenberger
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Band 14
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (1)
- Band
- 14
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1894
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.78 x 21.93 cm
- Seiten
- 634
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch