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Sedletz. Die noch bestehende Kirche ist, wenn nicht die größte, sicher die längste Kirche
in Böhmen, ein Prachtwerk gothischer Baukunst. Das anstoßende ehemalige Eonvent-
gebäude wird jetzt als Tabakfabrik benützt. Auch hat Sedletz noch eine Allerheiligen-
Kapelle, unter der sich das berühmte Beinhaus mit Verzierungen aus Todteuknochen
und Schädeln befindet. Gegen Nordosten liegt das Dorf Malin mit zwei Kirchen,
wovon die eine aufgehoben ist. Oberhalb der beiden Ortschaften erhebt sich der knppen-
sörmige Gangberg (352 Meter), an dessen westlichem AbHange die königliche Bergstadt
Gang steht. Sie hat ihre ehemalige Bedeutung durch das Eingehen des Bergbaues,
von dem noch zahlreiche Halden Zeugniß abgeben, eingebüßt und erscheint heutzutage
als ein mehr weitläufiger als ausgebauter Ort. Weiter nordöstlich sind die Gründe der
Herrschaft Neuhof, die zwar größteutheils in den Niederungen liegen, aber wegen ihres
reichen Baumwuchses zu den anziehendsten Punkten der Umgegend gehören; ihr Glanz-
punkt ist das inmitten von großartigen Parkanlagen und Alleen angelegte Chotek'sche
Schloß Katschina. Auch die weitere Umgebung westlich und südlich von Kuttenberg bietet
einige anziehende Pnnkte. Westlich erhebt sich nicht besonders steil aufsteigend der Berg
Wysokä, aus dessen flachem Gipfel ein weit sichtbares Wäldchen und die Ruinen des von
Frauz Anton Grafen von Spork erbauten Lusthauses sich befinden. Die Gegend südlich
von Kutteuberg durchfurchen einige Bäche, welche sich bei Maleschau zu einem größeren
Bach vereinigen.
Von den höheren Punkten der Caslauer Ebene erblickt man am Horizont die Umrisse
der imposanten Kirche zu Kolin. Diese eigentlich Neu-Koliu benannte Stadt liegt am Fuße
eines Hochlandes, das sich von Kuttenberg nordwärts zieht und bei Kolin mitunter ziemlich
steil zur Elbe abfällt. Kolin ist als Knotenpunkt von zwei großen Bahnen in die Reihe der
bedeutenderen Städte Böhmens getreten. Ihren ursprünglichen Kern bildet der viereckig
und regelmäßig angelegte Ring mit geradeaus laufenden Gassen; an letzteren schließt sich
das aus einem ehemaligen Kloster erbaute Schloß. Kolius schönstes Baudenkmal ist die
gothische Pfarr-(Bartholomäus-)Kirche. Von -der alten Stadt bis zu dem weitläufigen
Bahnhof hat sich im letzten halben Jahrhundert ein neuer Stadttheil gebildet. Nur durch
die Elbe von der Stadt getrennt, steht auf einer Anhöhe die Ortschaft Zälabi (ehemals
Mnichowitz) mit ihrem alten grauen Wehrthurm.
Kolin abwärts breitet sich an der Elbe eine weite Ebene aus, doch erhebt sich die
Gegend am linken Ufer zu Wellen und Hügeln. Bemerkbar ist von ihnen besonders der
Friedrichsberg (278 Meter) oberhalb Neudorf, von wo Friedrich II. die entscheidende
Schlacht bei Kolin (1757) leitete. In dieser Ebene zieht sich der Fluß an einer langen Reihe
von Bäumen, Weideugebüsch und Strauchwerk bei dem Dorfe Libitz vorüber, das zu den
ältesten Ortschaften Böhmens gehört. Sowohl dasselbe als auch die Stelle, wo einst
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Band 14
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (1)
- Band
- 14
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1894
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.78 x 21.93 cm
- Seiten
- 634
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch