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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Böhmen (1), Band 14
Seite - 195 -
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195 ehemaligem vielverdienten böhmischen Obristburggrafen Franz Kolowrat-Liebsteinsky, dem Gründer des böhmischen Museums, doch hat sie neuestens ihren alten Namen zurück- erhalten. Wir lassen den Graben zur Linken und betreten den zum „Wenzelsplatz" umgetauften Roßmarkt. Wienach modernen Begriffen der „Graben" die schönste Straße, so ist der „Roßmarkt" der schönste Platz von Prag, den Einige, weil er fast viermal so lang als breit ist, gleichfalls nur als Straße, freilich von ausgedehnten Verhältnissen gelten lassen wollen. Wir sehen ihn in seinem oberen Theile von zwei Doppelreihen von Laubbäumen durchschnitten, die ihm bei Tage, sowie die glänzende Gasbeleuchtung bei Nacht ein fesselndes Ansehen verleihen. In der Mitte der oberen Hälfte des Platzes befand sich früher auf erhöhtem Postament ein Reiterbild des heiligen Wenzel, vor welchem, dem ersten der Landespatrone zu Ehren, am Pfingstmontag 1848 jene heilige Messe abgehalten wurde, die den Anstoß zu dem blutigen Juni-Aufstand gab; das Standbild ist seither von seiner alten Stelle entfernt und auf dem Vysehrad nächst dem Propsteigebäude aufgestellt worden. Die Höhe des riesigen Platzes nahm ehedem das „Roßthor" und nimmt jetzt das im Prachtstil erbaute böhmische Landesmuseum ein, dessen Jnnenräume die reichen Sammlungen dieses Institutes füllen; in dem „Pantheon", dem schönen Hauptsaal des Gebäudes, fand unter den Anspicien Seiner k. n. k. Hoheit des Erzherzogs Karl Ludwig als Stellvertreter Seiner Majestät des Kaisers am 18. Mai 1891 die feierliche Eröffnung der böhmischen Akademie der Wissenschaften und Künste statt. Von der linksseitigen Mitte des Wenzelsplatzes biegen wir in die „Heinrichsgaffe" ein, deren Abschluß der freistehende massive und hohe Glockenthurm der St . Heinrichs- kirche bildet. Dieses alte Gebäude steht nach der anderen Seite hin in einem interessanten Gegensatz zu dem eben erst vollendeten Palaste der böhmischen Hypothekenbank auf dem „Heuwagsplatz" und zu dem weiter liegenden „Stadtpark", der an die Stelle der früheren Basteien und Stadtgräben getreten ist. In der Heinrichsgasse und auf dem Heuwagsplatz, wie in allen Stadttheilen, die wir bisher durchschritten, sind die alten Häuser in der Mehrzahl verschwunden und verschwinden von Jahr zu Jahr mehr; doch hat sich in einem Winkel des Heuwagsplatzes noch jenes ältere Haus erhalten, das in seinem Giebelfeld drei sprengende auf einander losschießende Reiter in Hautrelief zeigt. Was die Reize des schön angelegten, üppig gedeihenden nnd sorgfältig gepflegten Stadtparkes zu erhöhen nicht vermag, ist die unmittelbare Nähe des Bahnhofes der Franz Josephs-Bahn, für den wohl eine andere Stelle ansznmitteln wäre. Minder störend ist der Bahnhof der Staatsbahn, da dieser mehr gegen die Stadt zu gelegen ist. Der Seitenfront desselben gegenüber befindet sich jenes militärische Backhaus aus der Franzosenzeit, dessen früher gedacht worden. 13*
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Böhmen (1), Band 14
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Böhmen (1)
Band
14
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1894
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.78 x 21.93 cm
Seiten
634
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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