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„Trudenfnß" gegen die „Trüben" und das „Alpdrücken" bemalt, das nach den reicheren
und schwereren Mahlzeiten der vorangehenden Festzeit in diesen Nächten öfter sich einstellt.
Im Trudenbannen sind abermals Reste des altgermanischen Volksglaubens erhalten, denn
„Thrudr" war der Name einer altdeutschen Walkyre.
Die Faschingsfeier beginnt bereits den Festkreis der großen Frühlings- (Oster-)
seier in ähnlicher Weise als Vorläuferin zu eröffnen, wie die erwähnten Vorspiele und
Vorfeierlichkeiten im November und December den Weihnachtsfestkreis. Ein rechter Winter,
ein rechter „Fasching" heißt es im Volksmunde. Ein „weißer" Fasching (das heißt mit
Schnee) wird gern gesehen, weil er nach der alten Bauernregel „grüne Ostern", also
baldigen Frühling bedeutet. Vormals wurde auch die Faschingszeit, besonders im lebens-
uud genußkräftigen Egerlaude und auf dem reichen Getreide- und Hopfenboden an der
Mittel-Eger, im Aubach- und Goldbachgebiete des Saazerganes, bei den regsam froh-
blütigeu Erzgebirgen:, im gesegneten Gelände an der Nieder-Elbe, wie im Leipa- und
Jeschken-Jsergau gern zu allerlei Spielen, Schwänken und Mnmmentänzen benutzt.
Einzelne Kameradschaften gingen abends in allerlei Maskeraden in die ihnen bekannten
„Rocken"- und „Hutzeu"-Stubeu (Hutzeu — besuchen gehen, Saazergan) und führten
Faschingsspäße auf. Der auf die Bauernschaft auch der fruchtbarsten Gebiete in neuerer
Zeit stetig mehr drückende Ernst der wirthschaftlichen Übergangszustände, die Auflösung
des patriarchalischen Betriebes, das Eindringen des modernen berechnenderen Verkehrs-
lebens in die Dorfschaften, kurz die gesammte neue, dem alten charakteristischen Volksleben
wenig günstige Cnltureutwickluug, welche die frischnatürliche Empfänglichkeit, schlicht-
kräftige Gennßfrende und Naivetät beeinträchtigt, hat auch diesen alten Faschingsspielen
nun fast allenthalben ein Ende bereitet. Selbst die eigentlichen drei Haupttage, der
Fasching-Sonntag, -Montag und -Dienstag verlieren immer mehr von ihrer einstigen
volkstümlichen Bedeutung.
Maskerade, Tanz und gute Bissen sind von jeher die wesentlichen Kennzeichen der
Fastnacht auch in Deutschböhmen gewesen. Der Bauer mußte für Rauchfleisch uud Würste,
die Bäuerin rechtzeitig für gute „Butterkrapfen" sorgen, um die „Maschkara" (Egergebiet)
bei ihren Umzügen damit zu betheilen.
Im Riesengebirge (und zwar in Nieder- und Ober-Hoheuelbe und weiter hinein ins
Gebirge) ziehen noch immer die sogenannten „Plnmpa-Männer" (eine Gesellschaft ver-
mummter Stroh-, Bändermänner und dergleichen), mit blechernen Kuhschellen (Plumpa-
Glockeu) behängt umher, um in den Häusern unter Musikbegleitung zu tanzen und dann
Gaben einzusammeln oder mit List davonzutragen, was sie an Speise und Trank erlangen
können. In Kaaden an der Mittel-Eger heißt dieses Maskenschwärmen „Gossotnen" (in
den Gassen herumstreichen). Die Hauswirthinnen mußten dabei scharfe Wacht halten.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Band 14
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (1)
- Band
- 14
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1894
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.78 x 21.93 cm
- Seiten
- 634
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch