Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Kronprinzenwerk
deutsch
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Böhmen (2), Band 15
Seite - 12 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 12 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Böhmen (2), Band 15

Bild der Seite - 12 -

Bild der Seite - 12 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Böhmen (2), Band 15

Text der Seite - 12 -

12 fortan unter geistlicher Aufsicht, und da es allmälig Sitte geworden war, jeden schlichten Bürger, sofern er nur uubescholteu und des Singens kundig war, aufzunehmen, sank allerdings das gesellschaftliche nnd Bildungsniveau ihrer Mitgliedschaft. Der eouservative Charakter dieser Vereine brachte es mit sich, daß sie in althergebrachter Weise auch dort uoch böhmisch sangen, wo im Lause der Zeit sich die nationalen Verhältnisse derartig umgewandelt hatten, daß das deutsche Element in der Bürgerschaft nnd daher auch unter deu Mitgliedern selbst entschieden überwog. So hat znm Beispiel der Literatenchor von Prachatitz, einer jetzt vorherrschend deutschen Stadt, bis in unsere Tage den traditionellen böhmischen Gesaug festgehalten. Dieser Chor, dessen gottesdienstliche Function ein 1604 gestiftetes Bild aus der Prachatitzer Decauallirche in interessanter Weise veranschaulicht, ist übrigens heute der einzige noch übrige Repräsentant des einst so blühenden Literaten- thums. Denn unter Kaiser Josef II. wurden 1785 sämmtliche noch bestehende (über 100) Literatenchöre aufgelöst und ihr nicht unbedeutendes Vermögen dem Neligionssonde, sowie wohlthätigen und Schulzwecken zugeführt, und als eiuige Zeit nachher mehrcre dieser Vereine zu neuem Lebeu erweckt wurden, besaß, mit einziger Ausnahme des Prachatitzer Chors, keiner von ihnen Lebenskraft genug, um vou neuem für die Dauer feste Wurzeln zu schlagen. — Auf deu erste» Blick scheinen die Literatenchöre Böhmens den deutschen Meistersingern zu entsprechen, doch beschränkt sich bei näherer Betrachtung die ganze Ähnlichkeit aus die aus dem mittelalterlichen Zunftwesen hervorgegangene Organisation des Bürgerthums zu musikalischen Zwecken. Die böhmischen Literaten oblagen aus- schließlich der Pflege des kirchlichen Gesanges und waren im Verein mir als ausübende Mnsiker thätig, verlegten sich also weder auf weltliche Kunst, noch ans Dichten und Compouireu, daher auch die manuigsaltigeu unter den Mitgliedern der Meistersinger- zünfte bestehenden Gradunterschiede bei ihnen entfielen. Kehren wir in das XVI. Jahrhundert zurück. Da seit Ferdinands I. Königswahl (1527) die Kaiser größteutheils iu Prag residirten, Rudolf II. sogar seinen ständigen Sitz hier hatte, so konnte natürlich die Hofkapelle nicht ohne Wirkung ans die musikalischen Verhältnisse in Böhmen bleiben, wenn auch der kirchliche Volksgesaug seine eigenen Wege ging. Die kaiserliche Hofkapelle war damals noch ein zunächst sür den katholischen Gottesdienst bestimmter Vocalkörper, und zwar eiu vorwiegend aus Niederländern bestehender, unter denen sich gar manche klangvolle Namen finden, wie die Kapell- meister Arnold von Prughk, Philippus de Monte und Jakob Regnart, denen noch die Organisten Jakobus Buns nud Karl Luytou (der letztere ein Engländer) angereiht werden mögen. Znr Zeit Rudolfs II. war überdies die Hauptstadt Böhmens ein Anziehungspunkt auch für solche berühmte Musiker, die nicht der kaiserlichen Hofkapelle angehörten; so kam z. B. derKrainer Jakobns Ga l lus (Handel) von Olmütz, wo er iu
zurück zum  Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Böhmen (2), Band 15"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Böhmen (2), Band 15
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Böhmen (2)
Band
15
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1896
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.07 x 22.35 cm
Seiten
708
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild