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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Böhmen (2), Band 15
Seite - 68 -
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68 diese Literatur nicht. Ihr werthvoller und zum großen Theile unerreichbarer Vorzug ist der glänzende Reichthum der Sprache, namentlich was Formen, Kernigkeit nnd Elasticität betrifft. Werke, die nach Form und Inhalt bedeutend wären, gibt es darunter nur wenige. In den poetischen Produkten erlag den im Westen herrschenden Neuerungen vor Allem die äußere Form; es wurde der Reim eingeführt. Schon die ersten erhaltenen Denkmäler zeigen hierin eine ungewöhnliche Reife, so daß man eine ziemlich frühe und intensive Pflege voraussetze» muß. Der Strophenbau und andere formelle Eigenthümlich' keiten fanden gewiß ihre Vorgänger schon in der alten einheimischen Poesie und konnten daher ohne Schwierigkeiten festen Fnß fassen. Hinsichtlich des Stoffes ist das weltliche Element anfänglich ganz in den Hintergrund getreten; die Prodnetion war ja ausschließlich iu deu Häudeu der Geistlichkeit, und wenn auch andere Schichten irgend welchen Antheil daran hatten, so standen auch sie unter dem Einfluß der religiösen Richtung ihrer Zeit. Die in dieseni Geiste erzogenen Generationen suchen sehnsuchtsvoll die Welt der Wuuder, Abenteuer, der Romautismus kommt in Fluß und findet infolge des Beispiels, das die einheimischen Herrscher (namentlich Wenzel I., Premysl Ottakar II. und Johann von Luxemburg) uud auch einzelne böhmische Magnaten gaben, weite Verbreitung; doch ziemlich frühzeitig lenkt die Richtung zur Aseese ein, das wirkliche Verdienst wird im Kampfe der Seele gegen die leibliche Welt, in der Selbstverleugnung und Demuth gesucht, bis schließlich die Phantasie einer moralischen Reflexion zu weichen beginnt, die reale Anschauung der bloßen Abstraktion, womit die Poesie zum großen Theile in eine unfruchtbare und leere Versmacherei übergeht. Der Grundbau selbst Pflegt selten ursprünglich zu sein, in der älteren Zeit refnltirt er aus lateinischen, in der späteren sehr häufig aus deutscheu Quellen. Auf dem Gebiete der weltlichen Poesie ist am schwächsten die lyrische vertreten. Während in Frankreich und in Deutschland vom XII. Jahrhundert an die Lyrik im Sonnenschein der Gunst der Höfe und Magnaten in üppigen Formen sich entfaltet, kann die nationale Lyrik in Böhmen nicht gedeihen, da die Vorliebe zu dieser Form der Dichtkunst, wo immer sie sich in den höheren Kreisen zeigt, nicht die Unterstützung der einheimischen, sondern fast ausschließlich nur der fremden Poesie mit sich bringt, wie dies von der Zeit Wenzels I. und Premysl Ottakars II. bekauut ist. Erst uach der Gründung der Universität in Prag (1348) hat das nen entstandene bewegliche Studentenelement eine Veränderung hervorgerufen, da es hauptsächlich die künstliche Lyrik verbreitete. Zahlreiche und bunte Proben dieser Thätigkeit haben sich in Abschriften aus dem XV. Jahrhundert erhalten; ihr Werth ist ungleich und die Form abendländischen Mustern nachgeahmt. Ein besonders wichtiges Zeichen ist bei manchen der halb künstliche, halb volksthümliche Zug. Ein viel günstigeres Geschick ward in Böhmen der auswärtigen epischen Dichtung zutheil. Ihre romautische Richtung gab den ersten Pflegern in geistlichen Kreisen die
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Böhmen (2), Band 15
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Böhmen (2)
Band
15
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1896
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.07 x 22.35 cm
Seiten
708
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch
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