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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Böhmen (2), Band 15
Seite - 73 -
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Seite - 73 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Böhmen (2), Band 15

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73 erhalten ist, verfaßt, doch der Verfasser hatte wenig Talent, so daß er eher ein Conglomerat mannigfaltiger Nachrichten über den Patron und Beschützer des Landes als ein dichterisches Werk lieferte. Am eifrigsten wurde die Legende unter dem Kaiser Karl IV. gepflegt, der den Cultus der Heiligen mit Begeisterung förderte; damals ist neben anderen ohne Zweifel anch die größte und bedeutendste böhmische Legende, jene von der heiligen Kathar ina entstanden; sie heißt „die Stockholmer Legende" nach ihrem Fundorte, wohin sie zur Zeit des dreißigjährigen Krieges mit vielen anderen Büchern und Handschriften verschleppt worden war. Sie ragt durch schöne, blumenreiche Sprache uud stilistische Fertigkeit hervor, dagegen fehlt es ihr an poetischer Wärme. Den meisten anderen Producten der geistlichen Poesie kommt nur eine kulturelle uud sprachliche Bedeutung zu, ihr poetischer Werth ist nicht erheblich. Mit der geistlichen Poesie sind auch die dramatischen Erstlinge, nämlich jene Texte, die ursprünglich bei jährlich wiederkehrenden Festen, namentlich zu Ostern, lateinisch gesungen nnd recitirt wurden, innigst verbunden. Derartige Proben finden sich in böhmischer Übersetzung schon zn Anfang des XIV. Jahrhunderts vor; ihnen folgen bald längere Texte, die uach der allgemein herrschenden Sitte der größeren Mannigfaltigkeit halber dnrch weltliche Elemente erweitert wurden und allmälig den Charakter wirklicher Spiele annahmen; es entstehe» Einschiebsel, ja ganze Scenen mit profanem Text, vor denen der eigentliche religiöse Zweck ganz in den Hintergrund tritt. Ein charakteristisches Denkmal dieser Richtung ist die Episode aus einem Osterspiel ,Uastieküt" (Der Quacksalber), iu welcher Meister Severin, ein Salbenverkäufer, mit seinen Gehilfen Rubin und Pusterpalk ausgelassene Possen und Gaukeleien treibt. Von Passionsspielen, die namentlich in Deutsch- land seit jeher beliebt waren, haben sich nur unbedeutende Bruchstücke erhalten. Auch der erzählenden Prosa bemächtigte sich der romantische Geist nicht weniger wie der weltlichen uud geistlichen Epik, ja man kann sagen, daß namentlich in dieser literarischen Gruppe die zügellose Phantasie am meisten zur Schau tritt. Der trojanische Krieg des Guido von Coluimia und das Leben Alexander des Großen von Pseudo- Kallisthenes, die Geschichte des Apol louius von Tyrns , Stilfrid und Bruucvik uud andere bezaubern den naiven Sinn und stellen ein wahrhaftes Märchenlabyrinth dar. Auch die sonderbare Form eristischer Anseinandersetzuugeu, in welchen die morali- sirende allegorische Poesie mit Vorliebe sich bewegte, fand Nachahmung im „Tkadlecek" (der Weber) oder im „Streite zwischen dem Liebenden uud dem Unglück wegen des Verlustes der Geliebten." Auf dem geistlichen Gebiete wird die Wunderwelt nicht weniger gepflegt; so in dem berühmten Roman von Bar laam und Josafa t , in den biblischen Erzählungen Avvl ^clamüv (Adams Leben), '/ivot ^osetüv und seiner Gemalin „Asseneth",
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Böhmen (2), Band 15
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Böhmen (2)
Band
15
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1896
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.07 x 22.35 cm
Seiten
708
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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