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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Böhmen (2), Band 15
Seite - 108 -
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108 geistige Thätigkeit vor Allem die literarische Wiederbelebung als die Grundlage und Quelle patriotischer Gesinnung im Auge;-von da an ändert sich allmülig die Richtung, denn die Literatur überläßt es anderen, hauptsächlich politischen Factoren, das Volk aufzuwecken: sie selbst betritt eine breitere Basis des Kunst- und Bildungsstrebens. Der traurige Zustand, in welchem sich die Literatur und mit ihr zugleich die böhmische Nationalität nach dem dreißigjährigen Kriege befand, erreichte den Gipfelpunkt im letzten Viertel des vorigen Jahrhunderts, nachdem die Reform der bestehenden Verhältnisse das Losungswort der europäischen Intelligenz geworden war. Unter den deutschen Landesgenossen, die mit Stolz auf den großartigen Aufschwung der geistigen Thätigkeit in den Reichsländern blickten, machte sich schon lange eine erfreuliche Culturbewegung bemerkbar und führte nicht unbedeutende Erfolge herbei, namentlich als mit der Aufhebung des Jesuitenordens (1773) die wichtigste Stütze der internationalen lateinischen Sprache gefallen war, und noch mehr, als (1774) die Volksschulen (Normal-, Haupt- und Trivialschulen) auf einer neuen Grundlage ins Leben gerufen und der deutschen Sprache zugesprochen wurden; im böhmischen Volke dagegen sah man beinahe keine Spur von irgend welchem Fortschritt, denn die Kraft beruhte da ausschließlich auf der unbeweglichen Masse der Landbevölkerung, welche von den modernen Strömungen der Cultur uur äußerlich und unzulänglich berührt wurde. Die wohlhabenderen und überhaupt die intelligenten Kreise ergaben sich bereitwillig der Entnationalisirnng, weil sie dadurch materielle Vortheile und einen merklichen Vorrang in der Gesellschaft erlangten; es verblieb schließlich nur die niedere Geistlichkeit, welche, soweit sie mit dem gemeinen Volke in Berührung kam, noch augenscheinlich das böhmische Element auf dem Gebiete des höheren Vorstellungslebens direct förderte. Dennoch kann man nicht sagen, daß die Intelligenz unter der böhmischen Bevölkerung verschwunden wäre, nur äußerte sich dieselbe blos ihrem Charakter, ihrem patriotischen Geist nach, nicht aber in der Volkssprache. Letzteres wäre auch fast unmöglich gewesen, da die böhmische Sprache dermaßen vernachlässigt und durch unberufene Reformatoren nach Art eines Rosa und Pohl so verunstaltet war, daß sie den Anforderungen der Zeit uud der Bildung nicht entsprach. Man gebrauchte daher zum Theil das Latein, namentlich auf wissenschaftlichem Gebiet, und am häufigsten die deutsche Sprache, welche schließlich das Orgau des öffentlichen Lebens und ebenso auch der wissenschaftlichen Forschung wurde. Die Elite der damaligen Gelehrten hatte ihren Centralpnnkt in der P rage r gelehrten Privatgesellschaft (Loukromä ueenü Zpoleönost), welche im Jahre 1769 unter Mitwirkung der aufgeklärten Aristokraten Jgnaz Born (gestorben 1791) und Franz Josef Graf Kinsky (gestorben 1805) begründet und im Jahre 1784 in die königlich böhmische Gesellschaft der Wissenschaften (Xrgl. eeskü sxoleenost nauk)
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Böhmen (2), Band 15
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Böhmen (2)
Band
15
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1896
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.07 x 22.35 cm
Seiten
708
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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