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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Böhmen (2), Band 15
Seite - 154 -
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154 Der Dichter des Zizka bewährte noch einmal seine volle lyrische Kraft, als er die deutschen Siege des Jahres 1870 begrüßte nnd sein ungeschwächtes Gestaltungsvermögen in der poetischen Erzählung „Wennher", in der er Scheffel verwandte Klänge anschlägt. Als Dramatiker, zumal als Dichter der tiefgreifende« Tragödie „Das Weib des Urias" fand er das Lob der Kenner, aber nicht den anhaltenden Beifall des Publikums. In der anmnthig erzählten Geschichte seines Lebens bot er wichtige Aufschlüsse über die Trieb- kräfte einer bewegten Zeit. Über seinen Romanen, die interessante Schilderungen ent- halten und von denen namentlich „Schwarzgelb" ein großes Publikum gefunden hat, schwebt ein dunkles Geschick. Franz H edrich, ein Prager Jugendgenosse, den die Stürme des Jahres 1848 um den Vater und um die Heimat brachten und der nach laugen Wanderungen in Schottland seinen dauernden Aufenthalt nahm, trat als hochbetagter Mann mit dem Anspruch auf die Autorschaft der meisten Romane auf, die unter Meißners Namen erschienen waren. Daß er bei mehreren derselben heimlicher Mitarbeiter gewesen, ist durch Meißners hinterlassene Aufzeichnungen sichergestellt. Der Streit über das Maß dieser Mitarbeiterschaft, der über das Grab Meißners hintobte, ist bis heute uicht beendet. Der unselige Zwist verdüsterte den Lebensabend des Einen, den die zähe Forderung des alten Genossen bis in den Tod verfolgte, und die Gestalt des Andern, der nach langem heimlichen Einverständniß mit so schonungsloser Härte auftrat. Daß auch Hedrich zu den stärkeren Talenten gehört, die Böhmen dem deutschen Schriftthum ge- schenkt hat, beweisen seine Nachtbilder aus dem Hochgebirge und seine Erzählung „Brigitta", Werke, in denen die Kraft einer scharfen Charakterzeichnung und einer düsteren Farbengebung sich bethätigt. Meißners Dichterruhm ist durch den tragischen Conflict seines Lebens nicht verdunkelt worden. Jene hochgestimmten Gesänge, die ihm einen Ehrenplatz in der Literatur sichern, sind sein unbestrittenes Eigenthum und die Hand, die ihn persönlich bedrängte, konnte nicht an seinen Lorbeer heran. Glücklicher gestalteten sich in Hartmanns Leben der blütenreiche Sommer und der ergiebige Herbst. Der Dichter, dessen Bedeutung noch lange nicht voll gewürdigt ist, hatte die seltene Gabe, unter dem Eindrucke wildbewegter Erlebnisse die volle poetische Sammlung zu bewahren. Fast gleich- zeitig mit seinen bittersten politischen Satiren entstanden 1849 seine stimmungsvollen poetischen Erzählungen „Schatten", die zu den Perlen unserer epischen Poesie gehören, und sein anmuthiges Idyll „Adam und Eva". In einer Fülle von Novellen, die zum großen Theile Meisterstücke der feinsinnigen psychologischen Darstellung sind, verwerthet er die Eindrücke eines reichen Lebens. Sein Tagebuch aus Lauguedoc und Provence ist ein Muster culturgeschichtlicher Mittheilung in vollendeter Kunstform. Seinen mensch- lichen und künstlerischen Idealen ist er bis zum letzten Athemzuge treu geblieben und ans allen seinen Werken leuchtet sein männlich schöner Charakterkopf hervor. Der Zug der
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Böhmen (2), Band 15
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Böhmen (2)
Band
15
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1896
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.07 x 22.35 cm
Seiten
708
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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