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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Böhmen (2), Band 15
Seite - 155 -
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155 böhmischen Elegien geht wie ein rother Faden durch die Dichtungen seines ganzen Lebens. Heimweh ist eine der ergreifendsten Tonarten in seinem reichen Gesang. In seiner Erzählung „Der Krieg um den Wald" spiegelt sich das böhmische Landleben in seiner Urwüchsigkeit ab, in seinem Epos „Sackville" umwebt er die Landschaft bei Prag mit dämmerigem Zauber. Wiederholt erscheint in seinen Gedichten und Novellen die Gestalt der sorgeudeu Mutter, die in der Heimat vergeblich ihres fernen Sohnes harrt. Meißner und Hartmann waren die berufenen Dichter des Völkerfrühlings in Böhmen, aber sie standen nicht allein mit ihrem Sehnen und Dichten. Von den jungen Poeten, die sich ihnen innig zugesellten, war der Leitmeritzer Friedrich Bach, ein stiller schwärmerischer Genosse der lauten Stürmer, am eigenthümlichsten begabt. Seinen „Sensitiven", deu Erstlingen seiner Muse, folgten im Jahre 1848 „Neuere Gedichte", daun verstummte für immer der Liedermund des jungen Arztes, der sich zu Orawitza in Serbien ansiedelte und dort, fern von allen literarischen Strömungen, zu Beginn der Sechziger-Jahre sein Leben beschloß. Ein Dichter des ewigen Menschheitsleids, gemahnt er bald an Hölty, bald an Lenau, aber er hat seine eigene Klangfarbe, und die seltene Vereinigung melancholischer Weichheit mit krystallheller Klarheit des Gedankenansdrucks gibt seinen Liedern einen nnverwelklicheu Reiz. Eiuem anderen Leitmeritzer Poeten konnten die Genossen von „Ost und West" den Kranz der Anerkennung nur auf das frische Grab legen. Joseph Emanuel Hilscher, dessen Schicksal und Werth Ludwig August Frankl ans Licht zog, war, ein einsamer Wanderer, der Poetenschaar vorangezogen. Er war Soldat, arbeitete sich vom Gemeinen zum Lehrer an der Militärschule empor und erst, nachdem er in jungen Jahren zu Mailand verschieden war, gelangte sein tapferes Ringen nach geistiger Erhebung zu verdienten Ehren. In seiner Patrontasche trug er zwar nicht den Marschallstab, aber den Byron, den er meisterhaft übersetzte, und nach ermüdeuden Märschen auf der staubigen Straße besang er in stillen Nächten die Welt im Moude, die Idealwelt, die in sein hartes Leben hineinleuchtete. Von der Gnnst des Tages getragen war Uffo Horn, dessen Wiege in Trautenan stand, ein Mann, der seine große rhetorische Begabung in Liedern, Dramen und öffentlichen Reden glänzen ließ und dem manches schwunghafte Lied gelungen ist. Impulsiv in Leben und Dichtung, führte er als Freiwilliger im Kriege um Schleswig-Holstein das Schwert für die Sache, der seine Begeisterung gehörte. Er war nicht tief angelegt, aber energisch und kühn. In seinem Drama „Ottokar" legt er dem vielgereisten Zawisch Worte glühender Weltfreudigkeit in den Mund, die sein eigenes Wesen charakterisiren. Ein berufener Vermittler zwischen „Ost und West" war Siegfried Kapper, neben der Talvj der beste Übersetzer südslavischer Volkslieder und ein Lyriker von feinstem Formgefühl. Auch Ludwig August Frankl wurzelt in der böhmischen Heimat. Sein Jugendepos „Der Primator" verklärt in prächtigen Stropheu das alte Prag,
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Böhmen (2), Band 15
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Böhmen (2)
Band
15
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1896
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.07 x 22.35 cm
Seiten
708
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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