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Rappoldi, Ludwig Slansky (dessen Dirigentenstab Jahrzehnte hindurch in Prag gewaltet
hat), Sitt und Johann Skraup; als Sterne erglänzten am Opernhimmel Vincenz Vecko,
ein Tenor von phänomenalem Glänze, der aber bald wieder unterging, die Baritonisten
Robinson und Schebesta, die Primadonnen Kainz-Pranse, Adele Loewe und Marie von
Steiuitz-Moser (Gattin des Oberst-Brigadiers Eduard Ritter von Steiuitz), welche
bis vor wenigen Jahren eine Zierde der Prager Oper, eine Meisterin des Mozart- und
Wagner-Gesangs, die beste Senta der deutschen Bühne war. Bekannt in der deutschen
Bühnenwelt wurden die jugendlichen Sängerinnen Bertha von Dillner-Schütz, Ida
Jäger (nachmals Fürstin Sulkowski), Lili Lehmann, die Soubretten Josephine Pagay,
Irma Nittinger und Minna Schenk-Ullineyer. Und diese günstigen Personalverhältnisse
blieben auch unter dem 1876 von Graz nach Prag übersiedelten Director Eduard
Kr eibig, einem geborenen Prager und in Österreich-Ungarn vielerprobten Bühnen-
leiter, aufrecht. Zu den von Wirsing übernommenen Schauspielkräften gesellten sich nun
unter Anderen der Helden- und Charakterspieler Anton Roll, jetzt Oberregisseur des
Frankfurter Stadttheaters, der Meister in der Anzengrnber - Darstellung Ludwig
Martinell i , heute Regisseur am Wiener Deutscheu Volkstheater, die Heroinen Rosa
Keller-Frauenthal, Marie Swoboda, die Schauspielerinen Adele Wienrich, von
Bünau, Minna Bichler, Dora von Wurzbach-Fiedler, Tochter des Lexikographen
von Wurzbach, Emmy Rigol; in der Oper entfalteten sich glänzend Marie Lehmann,
August Stol l , Fritz Schrödter, nachmals Zierden der Wiener Hofoper. Gleichwohl
hatte sich Eduard Kreibig am 1. September 1879 durch finanzielle Bedrängnisse, welche
auch die Stellung der Bühne empfindlich schädigten, veranlaßt gesehen, die Direktion nieder-
zulegen und auf die fernere Dauer seines Vertrages seinem Sohne Edmund Kreibig
als Director-Stellvertreter zu übertragen, und bis 1885 blieb die Leitung des Prager
deutschen Theaters in dessen durch Eoutrolbehörden stark gebundenen Händen.
Edmund Kreibig (gegenwärtig Opernregisseur in Frankfurt am Main) legte das
Schwergewicht auf die Oper, und daß er auf diesem Gebiete tüchtige Kräfte heranzuziehen
wußte, sagen die Namen Marie Renard, Fritz Schrödter, Karl Grengg und Karl
Streit mann; die drei ersteren zählen heute zu den Lieblingen des Wiener Opernpublikums,
Streitmauu wurde der Held der Wiener Operette, der erste „Zigeunerbaron" und nachmals
sogar ein gefeierter englisch-amerikanischer Tenor in Nordamerika. Im Schauspiel wurden
Ferdinand Dessoir, einer der besten feinkomischen Väter, Julie Schamberg, die gefeierte
Heroine und Salondame des cechischen Nationaltheaters, Friederike Bognär, ehemals eine
Perle der Wiener Burg, diese allerdings nur als Saisougast, dem Ensemble eingefügt, aber
allerlei ungünstige Umstände erschütterten das deutsche Laudestheater derart, daß schon 1884
eine Katastrophe unvermeidlich schien. Die Verhältnisse hatten sich gründlich geändert;
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Band 15
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (2)
- Band
- 15
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.07 x 22.35 cm
- Seiten
- 708
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch