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Cistercienserinnenklosters Frauenthal bei Deutschbrod, deren Chorpartie mit den fein
deeorirten Wandsäulen als Rippenträgern frühgothisch ist, während die Netzwölbung des
einschiffigen Langhauses und das demselben 1494 vorgelegte Westthürmchen den Charakter
der Bauart aus der Zeit Wladislaws II. besitzen.
Nicht minder als die Cistereienser förderten auch die gerade zur Zeit der Einführung
der Gothik in Böhmen erfolgten zahlreichen Niederlassungen der Bettelmönche, der
Franciscaner und Dominicaner, die Verbreitung des neuen Stils. Da die Klöster derselben
meist hart an der Stadtmauer, entweder noch innerhalb derselben oder auch knapp vor
ihr, angelegt wurden, also unter den Augen der Bürger entstanden, so mußten durch die
dabei zu Tage tretenden Bauformen die in der städtischen Bevölkerung lebenden Arbeiter
offenbar noch mehr angeregt werden als durch die vorwiegend in abgeschiedenen Wald-
thälern aufgeführten Cistereienserhänser.
Die Bettelmönchskirchen liebten, soweit sie sich in den Grenzen einer regelmäßigen
dreischiffigen Anlage hielten, ein ziemlich ausgedehntes, ziemlich stark vortretendes
Presbyterinm, wie es z. B. beim Franciseanerkloster in Pilsen, bei dem Minoriten-
kloster St. Jakob in Prag und jenem in Eger, bei dem Dominicanerkloster in Bndweis
nachweisbar ist. In dem letzgenannten, in dem noch erhaltenen Theile der Nimbnrger
Dominicanerkirche und in der Prager Jakobskirche trat die fortschreitende Tendenz der
Hochräumigkeit gothischer Bauten immer entschiedener hervor. Bei den vier zuerst erwähnten
Bettelmönchsniederlassungen erhielten sich die im Princip der Anlage unverändert
gebliebenen, bald an die Süd-, bald an die Nordseite der Klosterkirche angelehnten Kreuz-
gänge, im Ostflügel mit einer Kapelle ausgestattet, die in Pilsen als der älteste noch unter
Wenzel II. vollendete Bautheil sich erweist. Die Hinneigung zur Dreischiffigkeit des Lang-
hauses mit langgestrecktem Presbyterium, welche die zum Franciscauerordeu im weiteren
Sinne gehörenden Klöster besaßen, läßt sich auch in den Überresten des Clarissinnenklosters
zu Jnngfer-Teinitz und der Beneschauer Miuoriteukirche erweisen, indeß die Minoriten-
kirche in Bechin, welche 1281 gegründet und nach den Hnsitenkriegen auf Grund des
alten Mauerwerkes restaurirt wurde, die den Baugewohnheiten deutscher Franciscaner
nicht unbekannte Zweischiffigkeit festhielt. Bewegten sich die Bettelmönche auch mehr in
einfachen Verhältnissen, die zunächst die Befriedigung praktischer Bedürfnisse, insbesondere
eines auch für die Predigt gut angeordneten Gotteshauses ins Auge faßten, so ließen sie
doch auch den künstlerischen Schmuck nicht ganz beiseite, wie namentlich die sorgfältige
Durchbildung des Dekorativen in der Bndweifer Dominicanerkirche, das strenge, aber
naturwahre Blattwerk der schlanken Kelchcapitäle der Egerer Miuoritenkirche bezeugen,
deren Weihe 1285 in Gegenwart Rudolfs von Habsburg sowie zahlreicher weltlicher und
geistlicher Fürsten erfolgte. Innerhalb der Grenzen des Aufbaues der Bettelmönchskirchen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Band 15
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (2)
- Band
- 15
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.07 x 22.35 cm
- Seiten
- 708
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch