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viele Andere. Aber auch auf dem Lande in Frauenberg (Beuda), in Karlsbad (Breitfelder,
Kaiser), Rauduitz (Johann Lackner), Falkenan (Jgnaz Hanl) und sonst wirken zahl-
reiche Büchsenmacher und jetzt noch stehen die Nachkommen der Büchsenmacher aus dem
XVIII. Jahrhundert an der Spitze ähnlicher Etablissements.
Neben der Profankunst tritt in der zweiten Hälfte des XVII. Jahrhunderts die
kirchliche Kunst wiederum in den Vordergrund. Der freigebige Adel und die reiche
Bürgerschaft ermöglichen die glänzende Ausstattung der Kirchen und die Anschaffung
prachtvoller Gefäße und Gewänder. Abermals werden die Schätze des St. Veitsdoms und
einzelner Klöster vervollständigt und es entstehen auch neue, wie jener der Lorettokapelle in
Prag oder der Schatz der Wallfahrtskirche in Altbnnzlau. Der Kelch uud die Monstranzen,
letztere jetzt von strahlenförmiger Gestalt, sind mit böhmischen Granaten und anderen
Edelsteinen, im XVIII. Jahrhundert mit Emailplättchen und Silber-Filigran besetzt. Mit
der Pracht der Kirchengeräthschasten wetteifern kostbare, mit schwerem Gold gestickte
Gewänder, zum großen Theile Geschenke frommer adeliger Damen. Prächtig sind die
Gewänder der Marienstatuetten. Sie wurden nicht selten aus bürgerlichen und Dorfkreisen
gestiftet und enthalten oft Motive der Volks ornamentik.
Die Ausschmückung der Kirchen brachte wiederum zwei Zweige des Kunstgewerbes
in die Höhe, nämlich die Tischlerei und Schlosserei. Barockaltäre, Bilderrahmen, Bänke,
Beichtstühle, Kanzeln, die wir namentlich in den Klosterkirchen zu Prag bei St. Nikolaus
uud Ägidius, auf dem Lande in Sedlec, in Hohenfnrth, Plaß, Klattau, Osek und sonst
bemerken, sind mannigfach gestaltet und reich geschnitzt. Manche Klöster haben unter
den Klosterbrüdern ihre eigenen Künstler, die für sie arbeiten; die Pfarr- und Decanats-
kirchen werden von Künstlern aus Prag und vom Lande versorgt. Darunter sei Markus
Nonnenmacher genannt, der im Jahre 1710 das Buch „Der architektonische Kunsttischler
oder Pragerisches Säulenbuch" herausgab und von welchem neben anderem die Architektur
der Altäre in der Kirche zu Laun herrührt.
Aber bedeutender als die Tischlerei und Schnitzerei ist die Kunstschlossern,
für welche bereits mit dem Ende des XVI. Jahrhunderts eine neue Periode beginnt.
Selten wurde das Schmiedeeisen so bearbeitet, zn Spiralen gedreht und zu Ornamental-
blumen umgewandelt wie am Ende des XVI. Jahrhunderts. In Prag und im südlichen
Böhmen begegnen wir glänzenden Arbeiten dieser Art, wie dem Gitter am Mausoleum
Ferdinands I. und Maximilians II. im St. Veitsdom, das nach dem Jahre 1568
von dem Prager Meister Jörg Schmidthammer hergestellt wurde, und dem Brunnen-
kasten im Schloßhofe zu Neuhaus, der aus der Zeit des H. Adam von Neuhaus
(gestorben 1602) stammt. Im Laufe des XVII. Jahrhunderts haben fleißige Hände
eine Unzahl von Schmiedeeisen-Arbeiten, Brüstnngs- und Oberlichtgittern zustande
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Band 15
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (2)
- Band
- 15
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.07 x 22.35 cm
- Seiten
- 708
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch