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bringen jederzeit bereit waren, voran das Haus der Fürsten Schwarzenberg, der größten
Grundherren Böhmens, sowie die Thun, Lobkowitz, Czerniu, Clam-Martinitz, Chotek,
Lazansky, Riese u. a. Im Jahre 1872 wurde die Gesellschaft in jene Körperschaft
umgewandelt, die heute als „Landescnlturrath für das Königreich Böhmen" wirkt und
nenestens (1891) reeonstrnirt und in zwei nationale Sektionen, eine böhmische und eine
deutsche, geschieden, ihre volkswirthschastliche Thätigkeit fortsetzt.
Neben dieser nunmehr officiellen Vertretung der Landesculturiuteresseu haben
die strebsamen Land- und Forstwirthe Böhmens gegenwärtig noch drei große Landes-
gesellschaften für die Interessen der Land- und Forstwirthschaft und daneben eine stattliche
Anzahl Vereine auf dem Lande. Es waren bis zum Jahre 1848 im Vereinswesen fast
ausschließlich Großgrundbesitzer und deren Beamte thätig nnd wurde durch Ver-
sammlungen, Herausgabe von Kalendern und Fachschriften in beiden Landessprachen,
sowie durch Einführung einigen Fachunterrichtes dafür gesorgt, landwirtschaftliche Bildung
auch in weitere Kreise zu tragen. In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts jedoch, seitdem
die Kleinwirthe dnrch die Grundentlastung in den Vollbesitz ihrer Anwesen gelangt und
frei von jeder Dienstleistung an ihre ehemaligen Herrschaften geworden sind, ent-
wickelte sich neben dem materiellen Aufschwung des Bauernstandes, der zwei Drittel
des Grundbesitzes im Lande sein eigen nennt, rasch auch eine große geistige Rührigkeit, so
daß heute im Lande an 700 land- und forstwirthschaftliche Vereine bestehen, deren
Thätigkeit in gemeinschaftlichen Berathungen, in Veranstaltung von Schaustellungen,
Märkten, Excursionen, korporativen Anschaffungen von Geräthen, Sämereien, Dünge-
mitteln und dergleichen sich geltend macht.
Was das Schulwesen betrifft, so hatte das Königreich Böhmen schon vor
hundert Jahren (l790) die erste in der Monarchie ins Leben gerufeue Lehrkanzel der
Landwirthschaft , und zwar an der Prager Universität, später an der technischen Hoch-
schule, wo dieselbe bis heute noch besteht. Diese Lehrkanzel war schon damals, bei ihrer
Gründung, mit einer nicht unbedeutenden Geldsumme „für Versuchszwecke" dotirt. Später
hat es das Streben der Landwirthe nach Verbreitung tüchtiger Kenntnisse dahin gebracht,
daß, und zwar um die Mitte dieses Jahrhunderts, zwei „Ackerschulen" ins Leben traten,
eine böhmische, vom Fürsten Schwarzenberg in Rabin gegründet und von Franz Horsky
Ritter von Horskysfeld geleitet, und eine deutsche, vom Grafen Thun zu Liebwerd errichtet
und der Leitung Komers' anvertraut.
Von da angefangen nahm mit der Zunahme des Wohlstandes der bäuerlichen
Bevölkerung auch deren Streben nach Aufklärung immer mehr zu; es wurden landwirth-
schastliche Fachschulen von Vereinen, Stadtgemeinden und Einzelnen gegründet und mit
mehr oder weniger entsprechenden Lehrmitteln versehen, so daß heute das Land ungefähr
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Band 15
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (2)
- Band
- 15
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.07 x 22.35 cm
- Seiten
- 708
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch