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Glasfabriken, Resonanz- und Zargholzindnstrien wurden etablut, Flüsse durch zahlreiche
Rechen und Uferbauten triftbar gemacht. Hervorragend war die Triftnnteruehmnng auf
den Flüssen Wottawa und Moldau mit zahlreichen Rechenbauten, worunter die größte in
Podol bei Prag, mittelst welcher riesige Brennholzmassen, bis zu 150.000 Raummetern
jährlich, aus dem Böhmerwalde ins Land und bis Prag geschwemmt wurden. Da jedoch
trotzdem auf der Domäne Krumau beiläufig 20.000 Joch Urwald unzugänglich blieben,
faßte man im Jahre 1788 die großartige Idee, die Moldau mit der Donau durch einen
Schwemmkanal zu verbinden. Dieser, unter dem Namen Schmarzenbergkanal bekannt,
faßt am Lichtwasser unter dem Dreisesselberge die Zuflüsse der Moldan auf, führt bei
Hirschbergen durch einen 420 Meter langen Tunnel, überschreitet am Rosenhügel
nächst St. Thoma die Wasserscheide zwischen der Elbe und Donau und mündet mittelst
des regulirteu Zwettelbaches bei Haslach in Oberösterreich in den Mühlfluß.
Der Bau des Kanals wurde unter dem Fürsten Johann Schwarzenberg nach den
Entwürfen des Ingenieurs Rosenauer im Jahre 1788 begonnen und im darauffolgenden
Jahre bis Hirschbergen ausgeführt, worauf in den Jahren 182 l und 1822 unter dem
Fürsten Josef Schwarzenberg der Ingenieur Josef Falta den Tunnel-Durchbruch und den
Ausbau des Kanals bis zu dem Lichtwasser, somit zu seiner ganzen Länge von 51 Kilo-
metern vollendete. In der Zeit vom Jahre 1791 bis Mitte 1889 wurden auf dem
Schwarzenberg-Kanal und dem Mühlfluß 7,801.919 Raummeter Brennholz aus dem
Böhmerwalde nach Neuhaus an der Donau abgetriftet und von da ans zumeist nach
Wien verschifft.
Mit dem Fortschritt der Nutzholzwirthschaft und Verwerthung hat die Brennholz-
trift an Bedeutung verloren, sich auf die oberen Flußläufe zurückgezogen und der Flöße
von gebundenem Nutzholz, landesüblich Prahmenflöße genannt, Platz gemacht.
Obzwar aus Verordnungen Kaiser Karls lV. hervorgeht, daß schon damals die
größeren Flüsse Böhmens zur Floßfahrt benützt wurden, hat der Nutzholztransport auf
der Moldau und Elbe doch erst seit beiläufig 70 Jahren einen allgemeinen Aufschwung
genommen. Jetzt wird die Nutzholzflöße auf zahlreichen Flußstrecken in der Gesammtlänge
von 1336 Kilometern, und zwar auf der Elbe mit der Stillen und Wilden Adler, auf der
Moldau, der Maltfch, der Lnznitz sammt der Naser und dem Neubache, auf der Wottawa
und der Sazava betrieben. Eine floß-, theilweise schiffbare Flnßstrecke von 808 19 Kilo-
metern mit 154 Durchlässen wird vom Lande verwaltet und erhalten. Der Werth des
auf diesen Flußstrecken in der Zeit vom Jahre 1875 bis 1890 verflößten Holzes wird
auf 70,827.597 fl. ö. W. veranschlagt.
Das Eisenbahnnetz ist dem Holztransporte noch nicht in dem Maße dienstbar
gemacht, wie es wünschenswerth wäre, da die Eisenbahnverfrachtung mit dem billigen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Band 15
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (2)
- Band
- 15
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.07 x 22.35 cm
- Seiten
- 708
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch