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fortgeschwemmt wurde. So entstanden an den Zuflüssen der „gold- und perlenreichen"
Otava, sowie an jenen der Sazava und Lnznitz (anderer dergleichen nicht zu gedenken)
jene ungemein ausgedehnten Goldanhäufungen, welche späterhin von den Einwohnern
fertig vorgefunden und mit fieberhafter Gier durch einen einfachen Waschproceß ausgebeutet
wurden. Die Reste dieser Goldgewinnungsarbeiten finden sich eben noch heute in den
Goldseifen-Hügeln, welche in Böhmen (namentlich in der südlichen Hälfte des Landes)
sehr ausgedehnte Systeme bilden, obwohl sehr viele davon durch den Ackerbau u. s. w.
bereits eingeebnet wurden.
An mehreren Orten Böhmens wurde indeß das Gold auch aus seineu ursprünglichen
(primären) Lagerstätten gewonnen, obwohl auch diesfalls der eigentlichen bergmännischen
Gewinnung die Goldwäscherei voranging. Die altberühmte Goldbergstadt Eule, böhmisch
^ilove, verdankt ihren Namen dem ursprünglich daselbst bestandenen Goldwaschen
(--- Dovoli; .iilovmk" ist die uralte Bezeichnung des Goldwäschers). Frühzeitig
wurde jedoch hier auch mit der eigentlichen bergmännischen Goldgewinnung begonnen.
Unter deu dortigen in Urschiesern und Porphyren neben Granit streichenden Goldgängen
spielt der „Schleiergang" (mit der Sage von dem versetzten Brautschleier, welcher zu
der Entdeckung großer Reichthümer seitens des Gewerken Rothlöw führte) eine Haupt-
rolle. Die Ergebnisse dieses Goldbergbaues sollen durch Jahrhunderte, namentlich aber
im XIII. und XIV. Jahrhundert geradezu fabelhaft gewesen sein. Von Kaiser Karl IV.
wurde hier auch eine Münzstätte errichtet. In den bald darauf folgenden Hnfitenkriegen
wurde dieser gesegnete Bergbau angeblich nahezu ganz zerstört und gingen dabei auch
alle Bergwerksurkunden zu Grunde. Eule erholte sich trotz aller Anstrengungen der darauf-
folgenden Jahrhunderte (auch solcher des Ärars) nicht vollständig wieder. Gediegen Gold
kann mau indeß in den dortigen Gruben, welche noch immer einer Wiederbelebung harren,
auch heute sehen.
Als zweite alte Goldbergstadt ist Bergreichenstein, böhmisch „XaZpsi-ske
in den Vorbergen des Böhmerwaldes zu bezeichnen. Diese Stadt soll aus eiuer Ansiedlnng
von Goldwäschern im XI. Jahrhunderte entstanden und bereits vor den Zeiten Karls IV.
durch den Goldbergbau reich geworden sein, welcher weiterhin auch durch zahlreiche Stollen
und Schachte betrieben wurde, bis zum XVI. Jahrhundert sehr ergiebig war, durch den
dreißigjährigen Krieg jedoch zum Erliegen kam.
Von den übrigen Goldbergbauen ist noch jener bei der Bergstadt Knin (östlich von
Dobris), welcher jedoch blos bis zum XVI. Jahrhundert fortdauerte, dann der Bergbau
am „goldenen Rehhorn" bei der Bergstadt Freiheit am Fuße des Riesengebirges, welcher
ein ähnliches Schicksal hatte, endlich der alte Goldbergban bei Böhmisch-Schönberg
(Kräsnä kora) zu erwähnen, welcher im XV. und XVI. Jahrhundert das gewonnene
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Band 15
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (2)
- Band
- 15
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.07 x 22.35 cm
- Seiten
- 708
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch