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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Böhmen (2), Band 15
Seite - 602 -
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002 Man kennt dessen Schicksale in Böhmen vom Ausgang des XI. bis zum Anfang des XIV. Jahrhunderts. Handel und Gewerbe bildeten von Haus aus die Hauptbeschäftigung der Bewohner auch der böhmischen Städte. Die ersten Bürger in der Altstadt Prag fanden daselbst einen großen Kaufhof, Teyu genannt, als Sammelplatz der fremden,zumeist deutschen Kaufleute, die dort ihre Niederlagen hatten und ihre Käufe und Verkäufe besorgten. Und jede neue städtische Anlage mit ihren Laubengängen, den Tuchlauben, den Fleisch- und Brotbänken um den geräumigen Marktplatz n. s. w., nach außen gegen feindliche Überfälle durch Graben, Wall und Mauern geschützt, verrieth ihren Beruf auf den ersten Blick. Den wesentlichen Inhalt aller Stadtprivilegien aber bildeten der Straßenzwang, das Niederlags- recht und die Bannmeile, das heißt das ausschließliche Recht der Bürgerschaft auf Ausübung des Handels und der Handwerke, insbesondere der Bierbrauerei, für eine Meile im Umkreise der Stadt. Selbstverständlich war die Selbstverwaltung. Schon im Verlause des XIII. Jahrhunderts begann Böhmen sich wirthschaftlich bis zu gewissem Grade unabhängig zu stellen. Der Bedarf an gewerblichen Erzengnissen wurde allmälig zum guten Theile aus eigenen Mitteln gedeckt; der Handel löste sich mehr und mehr von seinen bisherigen Fesseln und wurde ein Activhandel, in dessen Gewinn sich Großhändler und Krämer theilten. Die Haupteinnahmequelle bildeten die Jahrmärkte. Auf ihnen kam auch der natürliche Reichthum des Landes an landwirthschastlichen Produkten zur Geltung. Verhältnißmäßig rasch vollzog sich die Organisation des Gewerbes nach dem Muster des westlichen Nachbarreiches, aus welchem die neuen Ansiedler in großer Überzahl eingewandert waren und noch fortwährend herbei- strömten. Es bildeten sich, zunächst auf religiöser Grundlage, gewerbliche „Bruder- schaften", Innungen und Zünfte, zu deren ältesten die Fleischer, Bäcker und Zeltner (Kuchenbäcker) zählten. Die Schneider, Schuster, Kürschner, Hutmacher, Wagner, Töpfer, Schmiede u. s. w. blieben nicht zurück. In Prag kamen die Sporner, Helmer, Plat tner und Bogenschmiede zu größerer Bedeutung, vorzüglich aber die Goldschmiede. An Zahl und Leistungsfähigkeit ragten ebenso auf dem Lande, wie in der Laudeshauptstadt die Tuchmacher hervor. Das älteste bekannte Tuchmacher- privilegium hat die Stadt Braunau aufzuweisen, eine Gründung des Klosters Brevuov; ihr gab König Ottokar I. das Recht der Wollenweberei und des Wolleverkaufs, das später (1405) König Wenzel IV. bestätigte. Ottokar II. berief aus Flandern geschickte Wollen- weber, die sich in einzelnen Städten niederließen. Die größte Sorgfalt wendeten alle Städte ohne Ausnahme auf die Pflege und Ausbeute ihrer Bräugerechtigkeit. Schon die ältesten unter ihnen verstanden es, mit Hilfe der Mälzer aus Saazer Hopfen ein vortreffliches Bier zu bräueu; man kennt bereits im XIII. Jahrhundert das Prager Märzenbier als ein besonders gutes Geträuk.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Böhmen (2), Band 15
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Böhmen (2)
Band
15
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1896
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.07 x 22.35 cm
Seiten
708
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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