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Geldaffluxus" konnte die Besorgniß der Landesstelle nicht zerstreuen, dnrch die Hebung
des Handels, das Herbeiströmen fremder Elemente würde das glücklich rekatholisirte
Land Gefahr laufen, in seiner Glaubenseinheit gestört zu werden. An diesem Absperrungs-
system wurde mit Zähigkeit festgehalten. Da war denn auch für eine Prosperität der
Gewerbe noch keine Aussicht vorhanden. Und doch wußten, wie Gerhard Leux, auch seine
Widersacher sehr wohl und gestanden es offen ein, daß „ohne Manufakturen kein
commercium aetivum nützlich kann eingerichtet werden". Auch während der nächst-
folgenden Jahre fristeten sich die Gewerbe nur durch fortgesetzte nothdürftige Wieder-
herstellung der einstigen Zunftverhältnisse — abgesehen etwa davon, daß, wie dies in
Zeiten des Verfalls immer zu geschehen pflegte, Maßnahmen gegen die Juden ergriffen
wurden, deren concurrirender Hausirhandel als dieHanptursache des allgemeinen schlechten
Geschäftsganges angesehen werden wollte und gegen welchen deshalb dnrch verschiedene
königliche Recesse der Jahre 1648 und 1651 angekämpft wurde.
Der gewerbliche Charakter der Zeit blieb im großen Ganzen unter Kaiser Leopold I.
vorerst derselbe. Alsbald nach seinem Regierungsantritt, am 20. August 1658, erschien
ein Zollmandat für Böhmen mit 209 Tarifposten für die Ausfuhr, 53 für die Durchfuhr
— mehr in Rücksicht auf die Staatsfinanzen als die Landesinteressen. In Angelegenheit
der Elbeschiffahrt zogen sich nach wie vor die Verhandlungen in die Länge. Daran änderte
auch nichts, daß Kammerrath Joachim Ferdinand von der Goltz (1660) eine Stromfahrt
von Prag nach Hamburg unternahm, sich „dero Beschwerden halber alles Fleißes zu
informiren," und in einem längeren Bericht „mit Beilegung einer Specifikation aller Zölle,
so bis Hamburg hinab sich befinden," darzulegen sich bemühte, „wie solche mcommoäa
mit der sämmtlichen Cointeressenten Vernehmen leichtlich abzuthun". Auch der gute alte
Gerhard Leux trat mit einem neuen „Navigations-Memoriale" (1667) auf — vergebens.
Man kam in mercantilen Dingen über die Handhabung von Zunftartikeln nicht hinaus.
Im Jahre 1659 fand sich das Handwerk der Kupferschmiede wieder in einer
großen Zunft zusammen. Den Prager Tuchmachern und deren Zunftangehörigen verlieh
der Kaiser (1660) für die während der Belagerung Prags durch die Schweden bewährte
Tapferkeit nnd Treue einige Freiheiten. Die Zahl der Zünfte wurde (1671) um die der
Apotheker vermehrt und bei denselben „eine rechte durchgehende Ordnung zu Aufnehmung
des allgemeinen Nutzens, Beförderung der Gesundheit und Wohlfahrt eingeführt". Ihrem
Exempel folgten die „Lust- und Ziergär tner" des Königreiches Böhmen. Von anderen
neuen Zünften in bestimmten Landestheilen wird noch die Rede sein.
Ein Ereigniß von weittragender Bedeutung war die mit kaiserlicher Entschließung
vom 22. Februar 1666 genehmigte Einsetzung eines „Commercien-Eollegiums"
in Wien zur „Einführung der Manufactureu und Vermehrung der Eommercien '.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Band 15
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (2)
- Band
- 15
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.07 x 22.35 cm
- Seiten
- 708
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch