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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Böhmen (2), Band 15
Seite - 632 -
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632 mit Schlesien die Stufe industrieller und mercantiler Selbständigkeit, auf die es sich mm verhältnißmäßig bald gestellt sah, uimmermehr erreicht hätte, wenigstens nicht in so kurzer Zeit, wie dies thatsächlich der Fall sein sollte. Maria Theresia muß im höheren Sinne dieses Wortes als die Begründerin der Jndnstrie Böhmens angesehen werden. Sie wurde es in erster Linie durch die Bethätigung ihres sehnlichen Strebens seit dem Dresdener Frieden,die Verwirklichung ihresHerzenswnnsches, der da lautete: Ersatz für Schlesien! Nicht mit bewaffneter Hand, nicht durch gewaltsame Wiedereroberung, vielmehr ans durchaus friedliche Weise sollte dieser Ersatz gewouueu werden: durch Verpflanzung alles dessen, was eben Schlesien zu Schlesien gemacht hatte, uach Böhmen; durch fleißige, sorgsame Pflege vor Allein des Handels nnd der Industrie — namentlich aber der specifisch schleichen Industrie- und Haudelszweige iu dem dazu wie keiu anderes geeigneten Lande, in Böhmen. Dazu war es nicht nöthig, die Vorbedingnngen sozusagen aus dem Boden zu stampfen; sie waren bereits vorhanden, in reichem Maße. Es kam nur darauf an, mit Verständniß an das Gegebene anzuknüpfen. Dabei war nichts so sehr zu vermeiden, als wozu die Versuchung allerdings sehr nahe lag, eine gewisse Überstürzung. Davor konnte einzig und allein die Wahl der rechten Männer bewahren, die mit der Durchführung der kaiserlichen Absichten betraut werden sollten. Die Kaiserin wählte diese Männer mit vielem Glück uud Geschick. Auch deu berufeneu Hilfskräften blieb, wie natürlich. Mühe und Arbeit nicht erspart. Nicht immer und überall wurde sofort das Richtige getroffen, Mißerfolge uud Enttäuschungen waren unvermeidlich. Nur zähe Ausdauer führte zum Ziele. Man keimt die zahllosen Reformen Maria Theresia's iu der Verwaltung nnd Jnstiz. Weitaus das größte Interesse für uns hat, außer der Errichtung eines Universal-Eommerz- Directorinms in Wien, die Activirung abgesonderter Eommerzien-Consesse in den einzelnen Kronländern, welchen unter Oberleitnug der Länderstellen die gewerblichen nnd mereantilen Fragen znr Berathung und Beschlnßsassnng zu übertragen waren. Der erste Präsident des böhmischen Commerzien-Consesses war Karl Friedrich Graf Hatzfeld, der spätere Staatsminister. An Hatzfelds Seite stand ein theoretisch und praktisch tüchtig gebildeler Mann, Repräfeutatiousrath von Seyferth, der Verfasser der ersten „Generalien znr Garn- und Leinwandeinrichtnng für Böhmen", die mit Patent vom 3. Angnst 1750 erlassen und lange Zeit als das unerreichte Muster derartiger Acte gerühmt wurden. Zunächst in der Flachscultur uud Leiueumauufactur sollte die Eoncurreuz mit Schlesien ausgenommen werden. Die „Generalien" brachten vorerst in dieses Gewerbe eine gewisse Ordnung, so zwar, daß Spinner, Weber und Händler in allen ihren Hantirnugen einer genauen uud scharseu Polizeiaufsicht unterstellt wurden. Hatzfeld nnd Seyferth blieben bei den „Generalien" nicht stehen, sie sorgten anch für die Verbreitung
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Böhmen (2), Band 15
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Böhmen (2)
Band
15
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1896
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.07 x 22.35 cm
Seiten
708
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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