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einer ansehnlichen Größe gestiegen und 4000 Personen ihren Unterhalt verschafft".
Barchentfabriken bestehen derzeit außer in Cvsmanos in Bürgstein, Pottenstein, Zleb
und Prag. Im Mauusacturhause zu Weißwasser sind 18 Wirkstühle aufgestellt zur
Fabrikation baumwollener Strümpfe und Mützen. Die Seidenindustrie beschränkt sich
im großen Ganzen auf die Prager Städte, arbeitet aber daselbst bereits auf 103 Stühlen
ganz- und halbseidene Zenge, ebenso Strümpfe; seidene Bänder werden anßer in Prag im
Bydzover Kreise fabricirt. Der Erzeugungswerth auch dieser Industrie übersteigt schon
die Summe von 300.000 Gulden.
Die Bekleiduugsiudustrie ist repräfeutirt durch die Hutfabrikation und die
Handschuhmannfactur. Erstere hat vorAllem iu P rag ihren Sitz mit achtFabrikanten,
ferner in Kuttenberg, Deutsch-Brod, Kaplitz u. s. w. Letztere (die Erzeugung wollener
Handschuhe) beschäftigt in Böhmisch-Kamnitz allein 50 Meister; einzelne Wirker und
Stricker in Rumburg, Georgenthal n. s. w. Posameutirarbeiteu werden außer
in Prag im Königgrätzer, Elbogner, Chrudimer und Bndweiser Kreise hergestellt, Gold-
nnd Silberborden nur in Prag. In allen Kreisen mit Ausnahme des Beranner ist die
Papierindustrie vertreten mit einem Productionswerthe von 81.493 Gulden. Die
namhaftesten Papiermühlen sind die zu Bensen, Hohenelbe, Friedland, Komotau
uud Kacov (im Caslaner Kreis). Im Entstehen sind die Knopfindustrie (in Prag,
Kuttenberg, Budweis, Krumau n. s. w.) und die „Galanteriewaarenerzeugung"
(in Prag, Tabor, Karlsbad und Ehrudim) begriffen. Anch von der chemischen Industrie
sind mehr als Spuren vorhanden. Alaun wird vorzüglich im Saazer, Elbogner uud
Pilsner; Pottasche mit Ausnahme des Leitmeritzer in allen Kreisen gewonnen; Saliter im
Caslaner, Schwefel im Elbogner und Chrudimer Kreise. Die Smaltefabrikation der drei
erstgenannten Kreise producirt 2850 Centner blane Farbe im Werthe von 69.500 Guldeu.
— Ein Graf Kolowrat hat im Beranner Kreise eine Bleistiftfabrik angelegt, „wo
Bleistifte von allen Gattungen in guter Qualität verfertigt werden und die Vermehrnng
nach Maß des zunehmenden Debits geschehen soll" n. s. w. Es fehlt der Raum, auch
nur aunäherud wiederzugeben, was bei dieser Gelegenheit von den Fortschritten der
Glas- und Steinmannsactur, der Lederfabrikation, namentlich aber der Eisen-
industrie und «och so manches anderen Prodnctionszweiges berichtet wird.
Unstreitig: Maria Theresia's erste Regierungszeit hatte in Böhmen Außerordent-
liches geleistet. Ju 25 Jahreu war, was jahrhundertelange Arbeit nicht zuwege gebracht
hatte, im Wesentlichen erreicht worden: das Land trug einen gewerblichen, industriellen
Charakter. In viele», wenn auch uicht alle» Industriezweige» durfte sich Böhme» an
Quantität und Qualität seiner Leistungen mit den Nachbarländern, selbst mit dem
schlesischen Rivalen, messen; unter den kaiserlichen Erbländern stand es an industrieller
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Band 15
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (2)
- Band
- 15
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.07 x 22.35 cm
- Seiten
- 708
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch