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zwar in ansehnlicher Zahl, schon in der ersten Zeit Bisthümer wie Gran, Veßpröm, Fünf-
kirchen und Raab, die Abteien und mit Tonationen versehenen Propsteien von Pannon-
halma, Pecsvärad, Bakonybel, Tihany, Zircz n. s. w. Hier erstanden die ersten Kirchen,
Klöster und höheren Schulen. So sind hier auch die Monumentalbauten aus dem ersten
Jahrhundert der christlichen Zeit Ungarns am zahlreichsten erhalten geblieben; die Gisela-
Kapelle zu Veßpröm, die Kirchen von Fünfkirchen, Jak und Felsö-Eörs künden es noch
heute lant genug, zu welcher hohen Stufe hier der religiöse Eifer, wie auch die Baukunst
schon in den der Gothik vorangehenden Jahrhunderten entwickelt gewesen. Auch späterhin
blieb das religiöse Leben in dieser Gegend stets rege, so daß dieser Umstand noch die
Regierung Maria Theresias bewog, vor 120 Jahren die Bisthümer von Stuhlweißenburg
und Steiuamauger zu errichten. Zur Zeit der Reformation schlug der Protestantismus
jenseits der Donau rasch Wurzel und, obgleich die Gegenreformation ihm nicht wenig
Eintrag that, gehört doch selbst heute noch die Mehrheit des Magyarenthnms auf dem
flachen Lande dem Protestantismus an, der etwa ein Drittel der magyarischen Bevölkerung
jenseits der Donau, mit zwei Bisthümeru und zahlreichen Hochschulen, umfaßt.
Die politische Geschichte des vunantül bildet einen hochwichtigen Theil der
Gesammtgeschichte Ungarns. Auf diesem Boden wurden die Angriffe des Westreiches
zurückgeschlagen. Auf diesem Boden machten die deutschen Fürstenhäuser dem Lande
oftmals die Westgrenzen der Comitate Wieselburg, Ödeuburg und Eisenburg streitig.
Hier, in Somogy und Veßprem, kämpften die Anhänger der magyarischen Urreligion ihre
harten Kämpfe gegen das Heer Stephans des Heiligen. Zur Zeit der Ärpädeuköuige war
Stuhlweißenburg Sitz der Landesregierung, wo die meisten dieser Könige auch gekrönt,
sowie zur ewigen Ruhe bestattet wurden. Hier zertrümmerte König Koloman zwei Heere
der Kreuzfahrer. Hier stieß die türkische Eroberung auf die größten Schwierigkeiten. Die
Belagerungen von Szigetvär und Güns nnd der Widerstand von mehr als dreißig Grenz-
forts verhinderten hier die Osmanen zu wiederholten Malen, ihre erobernde Macht bis
Wien vorzuschieben. Nicht minder spielten sich hier blutige Kämpfe Franz Räköczy's II.
ab, und jene großen Staatsmänner, die dem Herrscherhause allezeit treu blieben und das
Bündniß mit Österreich immer aufs wärmste pflegten, ohne daß sie deshalb auch nur
einen Augenblick geneigt gewesen wären, einer Verletzung der Unabhängigkeit des Landes
zuzustimmen, sie alle waren Söhne des Landes jenseits der Donau. Der Dichter Zriuyi,
der Erzbischos Szichenyi zu Kaloesa, Paul Nagy von Felsöbük, Stephan Szöchenyi
und Franz Deäk sogen auf diesem Boden den Geist ein, dessen Wahlspruch lautete:
unerschütterliche Treue gegen die Krone, doch ebenso unerschütterliche Standhaftigkeit im
konstitutionellen Vertheidigungskampfe für die Unabhängigkeit des Landes. Unter den ver-
heerenden Feldzügen des Ostens und Westens bedürfte die ungarische Nation ebensowohl
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (4), Band 16
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (4)
- Band
- 16
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.18 x 21.71 cm
- Seiten
- 616
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch