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sichtbar wird. Noch etwas weiter und der grüne Baumwuchs der Neupester Insel verbirgt
uns den großen Winterhafen der Donauschiffahrt, dessen Ufer mit ganzen Reihen im
Bau begriffener und in Ausbesserung befindlicher Fahrzeuge umsäumt sind, während sein
Becken von bereits fertigen oder der Ausbesserung harrenden Schiffen und Schleppern
belebt erscheint. Weiter unten, gegen das rechte Ufer hin, erscheint die Altofner Insel und
hinter ihr machen sich die Schiffswerste und der Winterhafen der Donau-Dampfschiffahrts-
Gesellschast nicht wenig bemerklich. Doch all dies bietet sich dem Auge nur für einen
flüchtigen Augenblick, denn mit Zauberkraft bemächtigt sich unserer Sinne das malerische
Bild, das sich jetzt ganz entfaltet, das an beiden Ufern der Donau hingelagerte Budapest.
Es ist nicht nur das Herz eines Landes, sondern zugleich der natürliche Mittelpunkt
der Donauschiffahrt und auch des ganzen auf der Donau sich tummelnden internationale»
Verkehrs.
Noch sind wir an der Nenpester Insel nicht vorbei, so passiren wir auch schon die
rechter Hand gelegene, weit größere Altofner Insel, dann folgt mitten in der Donau die
etwa 2.200 Meter lange und in der Mitte 400 Meter breite, auch geschichtlich merk-
würdige Margaretheninsel (MarZit-sziZet), welche Erzherzog Josef mit fürstlicher
Freigebigkeit in einen wahren Zaubergarten umgewandelt und zum reizendsten Ver-
gnügungsort der Hauptstadt gemacht hat. Von hier bis zur Spitze der Insel Csepel
hinab, eine Strecke von etwa 6 Kilometer, fließt die Donau zwischen langen Reihen von
Palästen in einem mit prächtigen Quais eingefaßten Bette dahin.
Vor einem halben Jahrhunderte noch waren beide Ufer der Donau zwischen den
Zwillings-Hauptstädten weder regulirt, noch irgend verschönert. Die häufigen verheerenden
Hochwässer nahmen nicht nur die morschen Ufer des Stromes, sondern auch die Doppel-
hauptstadt selbst und ihre ganze Gegend arg mit.
Die großen Hochslutheu bewogen die betreffenden Regierungsbehörden schon in
den Dreißiger-Jahren, durch entsprechende Regulirungs- und Wasserschutzarbeiten einer-
seits den die gefährlichen Überschwemmungen verursachenden Eisstauungen vorzubeugen
und anderseits dem Umsichgreifen und den Verheerungen der Hochflutheu einen Damm
zu setzen. Und das Reguliruugs-Elaborat, welches auf Grund der in den Jahren 1823
bis 1838 vorgenommenen Messungen und Aufnahmen der Donau entstand, faßte auch die
Regelung des Budapester Stromabschnittes in sich. Indeß wurden, außer einigen Dämmen
und Uferbefestigungen von geringerem Ausmaß, bis 1838 keine Bauten zum Schutz der
Stadt aufgeführt. Auch rächte sich dieses Versäumuiß gar bald durch die furchtbaren
Verheerungen des Hochwassers, das im Jahre 1838 eine außerordentliche Höhe erreichte.
Der Schaden, den diese schauderhafte Überschwemmung in der Hauptstadt selbst verursachte,
wurde auf etwa 70 Millionen Gulden veranschlagt.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (4), Band 16
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (4)
- Band
- 16
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.18 x 21.71 cm
- Seiten
- 616
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch