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in den frühesten Zeiten verhältnißmäßig gut gesorgt war. Eigenthümlich ist es, daß bei
der Stiftung der Mönchsorden, Abteien und Kirchen die aus dem Westen eingewanderten
großen fremden Familien sich am meisten hervorthaten. Die große Mehrheit der
Bevölkerung ist römisch-katholisch und nur der an das Veßpremer Comitat stoßende
Strich, namentlich der Tapolczaer Strich hat Calviner in größeren Mengen auszuweisen.
Westlich vom Tapolczathal ist das Volk schon wieder rein katholisch.
Der verheerende Tatareneinfall ließ das Zalaer Comitat fast unberührt. Die
Türken traten zuerst im Jahre 1480 auf, indem ein Trupp die Drau überschritt und in
das Mnraköz einfiel. Die Comitats-Jnfnrrection jedoch und König Matthias, der persönlich
hieherkam, bewogen sie bald zum Abzug. Nach Sultan Solimans großem Feldzug im
Jahre 1541 warf der Pascha von Ofen, Mehemet Jahioglu, 1546 sein Auge auf Zala
und der Reichstag dieses Jahres trifft bereits Verfügungen zur Vertheidigung des
Comitats. Überhaupt wird die Rolle desselben nach der Niederlage bei Mohäcs und
besonders nach dem Falle Szigethvärs eine für das ganze Land hochwichtige. Auf den
Plattensee, die Drau und Mur gestützt, welche Gewässer es als die großen Schutzwehreu
gegen türkische Angriffe vertheidigt, wird es unmittelbar zum Schild für die Comitate
jenseits der Donau, aber auch für Steiermark, Österreich und Wien. Es muß also den
Plattensee befestigen, zu welchem Behuf es die Burgen Tihany, Csobancz, Szigliget,
Keszthely erbaut, und nicht minder die Drau, wo die Burgen Csakathnrn und Legräd
entstehen. Zwischen Plattensee und Drau gibt es jedoch auf einer Strecke von 50 Kilo-
meter kein Wasser, das ein Hinderniß bildet. Diese Linie zu schützen ist die Aufgabe der
ziemlich in der Mitte liegenden Beste Kanizsa. Mit Kanizfas Fall ändert sich natürlich
die Grenzvertheidigung; sie wird schwieriger und kostspieliger. Die Grenze ist nicht mehr
zu schützen, es gilt also die von ihr herwärts führenden Straßen zu halten. Solcher
Straßen gibt es drei. Die erste ist das Zalathal gegen Norden. Hier werden sechs neue
Forts errichtet: Klein-Komoru, Magyaröd, Hidveg, Zalavär, St . Georgen (Szent-
Györgyvär) und Gereschdorf (Szent-Gröt). Die andere Einmarschstraße von Kanizsa
direct gegen Norden ist das Thal des Kanizsaslnsses und Großen Kanals (Nagy-Csatorna).
Dieses zu schützen, müssen Najk, Pölöske, Kapornak und Zala-Egerszeg befestigt und
ausgerüstet werden. Der dritte Weg von Kanizsa führt nach West und Nordwest durch
die Thäler der Mur, Leudva und Kerka. Sie sind beherrscht durch Szemeuye, Unter-
Limbach (Alsö-Lendva), Szecsi-Sziget und Nemti, die also mit Festungswerken und
Besatzung zu versehen sind. Und was die Natur und Kriegswissenschaft so vorgeschrieben,
das wird auf Betreiben des Zalaer Comitats durch die Reichstage beschlossen, freilich
aber bleibt der größte Theil der Arbeit, Kosten, Opfer und kriegerischen Tapferkeit durch
Zala selbst zu bestreiten. Und dies nicht nur an den erwähnten Punkten, sondern auch in
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (4), Band 16
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (4)
- Band
- 16
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.18 x 21.71 cm
- Seiten
- 616
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch