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oder der als solche benutzte Trog und der Spinnrocken hinzu; im Winter stellen die
Hausfrauen auch deu Webstuhl hinein. Der für das Knnterbnute sehr eingenommene
Wende behängt die Wände seiner Stube gern mit werthlosen, auf Glas gemalten Heiligen-
bildern nud bnntbeflitterten Papierkränzchen. Der ehrenfeste Ofen ist ein Lieblingsmöbel
des Wenden. Auf dem Ofen trocknet er oft seine Feldfrüchte, am Ofeu bezieht im Winter
irgend ein Mitglied der Familie feine Schlafstätte, auf der umlaufenden Ofenbank fitzen
Thor ist aus Weidenrnthen geflochten und bewegt sich meist auf einem Rädchen; die Thür
daneben pflegt durch eine Leiter zum Übersteigen ersetzt zn sein. Vor das Haus legt sich
ein blühendes Blnmeugärtchen, in dem auf einem gemauerten Bänkchen unter den Fenstern
häufig ein paar Bienenkörbe stehen. In neuerer Zeit werden einfache Steinhäuser gebaut.
Das Familienleben der Wenden ist das patriarchalische, doch beginnt dieses
System auch hier sich schon sehr zu lockern. In neuester Zeit sind bei ihnen, wie bei den
benachbarten Magyaren, die Theilungen sehr häufig. Der Weude, der zur Theilung
schreitet, ist dnrch die geringe Ausdehnung seines Grund und Bodens gezwungen, entweder
in seinen Weingarten zu ziehen oder sich in ungarischer Gegend einen Besitz zu kaufen.
sie an öden Winterabenden und kürzen deren Länge
durch Märchen. Der Fußboden in den Stuben besteht
meist aus Lehm und erst neuerdings findet die Mode
der Bretterböden Eingang. Die Wände werden innen
nnd außen rein weiß getüncht; außen ist der untere
Rand der Wäude mit einem zwei Spannen breiten
Saum von schwarzer, blauer oder gelber Farbe
eingefaßt, auf den das wendische Weib oder Mädchen
noch mit Vergnügen allerlei Blümlein malt.
Wendische Braut. Das Dach ist aus Stroh gefertigt und anf
dessen Giebel setzt man schwere „hölzerne Soldaten",
damit das Stroh nicht durch den Wind aufgeträufelt
werde. Die der Straße zugewandte Stirnseite des
Daches ist zierliches Bretterwerk, in dessen Mitte ein
Krenz oder ein gemalter heiliger Florian steht, während
das Randbret den Namen des Eigenthümers und
das Jahr der Erbanuug ersichtlich macht. Hinter dem
Gebäude liegt die Hauswiese mit dem reichen Obst-
garten. Den Hof umfängt man mit einer Hecke und
bestreut diese mit dürren Wachholderzweigen, die mit
den Scherbenzerbrochener Töpfe befchwertwerden.Das
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (4), Band 16
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (4)
- Band
- 16
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.18 x 21.71 cm
- Seiten
- 616
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch