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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (4), Band 16
Seite - 312 -
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312 Betrachten wir die Bauweise des Somogyer Volkes, so dürfen wir nicht vergessen, daß wir uns in einein Lande mit viel Wald uud gar keinem Gestein befinden, diese beiden Eigenschaften treten denn anch in seiner Baukunst hervor. Ju neuerer Zeit ist man freilich dahinter gekommen, daß der Somogyer Thon mit Aufwand von etwas Holz in vorzüg- lichen Stein verwandelt werden kann, auch hat die Ziegelfabrikation im ganzen Comitate einen großen Aufschwung genommen; da zeigt sich denn bei den Neubauten weit mehr Comsort und Eleganz als je zuvor. Ein Vorzimmer, ein Gastzimmer, Thurmbetten mit Bettzeug bis unter die Stubendecke, statt der umlaufenden Bank ein Divan, im Teller- schrank Porzellangefäße statt der alten glasirten Kannen und Schüsseln: das ist die Ein- richtung der Neuzeit; vom Alten ist außen nur der luftige Hausgang und innen der Webstuhl, dieser Königinnenstuhl des Jnner-Somogyer Volkes, übrig geblieben. Die Häuser dieses Schlages ragen, ja stechen grell hervor aus der Reihe der eigenartig geformten Urväterwohnnugeu, die mit dem stumpfen Giebel ihres Daches, dem auf Holzsäulen ruhenden Vordach und dem einzigen Fenster dem Vorübergehenden mürrisch nachstarren. Viele dieser Häuser haben geschlagene Lehmwände, die aber der „Jnner- Somogyer" Mensch als unhaltbar geringschätzt. Er hat sein Haus so gebaut, daß es auf seinen Grundbalken Jahrhunderte lang stehen bleiben wird, wenn es nicht etwa abbrennt. Abbrennen aber kann es nicht, denn er hat ihm keinen Schornstein ausgesetzt, der sich entzünden könnte. Haus, Ställe, Scheune, Alles hat er auf einem Grund von derben Eichenbalken aufgebaut; in diese Grundbalken hat er eichene Säulen eingesalzt, die Zwischeuränme der Säulen mit Flechtwerk ansgefüllt und dieses dann mit Lehm verschmiert; schließlich hat er dem Bau einen Dachstuhl aufgesetzt und ihn gar geschickt und sauber mit einem guten, warmhaltenden Strohdach eingedeckt. Einen Schornstein hat er nicht gebaut, denn da wäre ja die Küche kalt gewesen. Die Wälder gestatten ihm den Luxus, seine grünglasirten Kachelöfen mit hartem Holz zu heizen. Vor dem Hause streckt sich der Hausgang mit seinen hölzernen Säulen und auch die Gassenseite hat eine solche offene Halle, deren Holzfäulen das verlängerte Dach tragen. Bei einem eleganteren Bau würde ein feinerer Herr dies eine Veranda nennen, der Somogyer Mann nennt es nur pitur (Vorhaus) und empfängt darin Sonntags seine Nachmittagsgesellschaft. Seine Scheune hat er mit größerer Sorgfalt, ja mit mehr Luxus gleichfalls auf Eichenbalken und Säulen errichtet, ihre Wände aus dicken, gezinkten Eichenbrettern gefügt und sie ist weit höher, geräumiger und luftiger als sein Wohnhaus, denn es soll seine gesammten Futtervorräthe fassen. Nach der Scheune folgt der Stall und in manchem das Wappen des ungarischen Bauern, die vier Ochsen, die Kühe meistens paarweise und auch Pferde in jedem, gesunde, gut gehaltene Racepferde, auf die der Mann von Somogy stolz ist. Wie denn nicht! In Somogy, anf dem Rasen von Hetes,
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (4), Band 16
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (4)
Band
16
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1896
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.18 x 21.71 cm
Seiten
616
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch
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