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einem Spiegel gleich, der Neusiedler See auf. Hinter ihm dunkelt das Preßbnrger,
herwärts das Ödenburger, Lanseer und Rosaliengebirge. Noch weiter zurück ragen öster-
reichische Alpen: Schneeberg und Rax. Vor dem Gebirge liegen blumige Fluren, vou
Bächen durchschmeist, und aus den Dörfern schimmern weißgetünchte Häuser. Nach Westen
ist der Ausblick durch den 665 Meter hohen Zeigerberg gesperrt. Außer dieser sogeuanuteu
alten Burg stand am Fuße des Gebirges noch eine untere Burg, die den Güssinger
Grafen gehörte. Man sieht davon ein längliches Viereck, mit je einem viereckigen Thurm
an der nordöstlichen und südöstlichen Ecke. Ursprünglich aber hatten alle Ecken Rund-
thürme. die an der südöstlichen und südwestlichen Ecke noch als Stümpfe erhalten sind.
Auch die Reste der alten Mauern sind noch zu erkennen. Die höhere Westmauer war
mit Erkern geschmückt, deren Tragsteine man noch unterscheidet. Das Gesimse ist hier
romanisch gegliedert. Nach einem Verzeichniß aus dem Jahre 1586 enthielt die Burg
damals 15 geräumige Zimmer, 2 große Säle, 14 Wohnstuben, Granarien, Ställe und
Keller. Der große Brand im Jahre 1777 zog eine durchgreifende Umgestaltung nach
sich, die Kapelle jedoch hat ihre alte Coustructiou behalten. Innerhalb des nach der
innern Stadt führenden Thores hängt an der Wand ein großer Knochen, nach der
Volksüberlieferung einem türkischen Riesen zugehörig, der den Burggraben durchschwimmen
wollte; thatsächlich stammt er von einem Kameel her, deren gab es ja im türkischen Train
genug und auch Margarethe Ehöron, Witwe Ehristof Nädasdys, ließ zu Anfang des
XVII. Jahrhunderts einige solche Thiere im Burggarten durch gefangene Mohren warten.
Der Name Güns-Kößeg kommt in den alten Schriften als Gunza, Gnnch, Kewßeg,
Keußeg uud Kußugh vor. Der deutsche Name ist dem Günsslnß entlehnt, der ungarische
bezeichnet vermuthlich die auf einem Steine (Kö) oder aus Steinen erbaute Burg. Die
eigentliche Gründung, auch der Stadt, geht auf den Ban Heinrich von Güssing und dessen
Sohn Johann (um 1L63) zurück. Aus dem Besitz der Güssiuger Grafen ging die untere
Burg an die Könige von Ungarn über. Karl Robert besiedelte zu Beginn des XIV. Jahr-
hunderts die neben der unteren Burg entstandene Stadt mit Deutschen. Sigismnnd
schenkte die untere Burg und Stadt (1392) dem Niklas Gara und dessen Bruder. Die
folgenden Besitzer waren: Simon Palöezy und Michael Guthy-Orßäg (1441), Kaiser
Maximilian (1491), Sigmuud und Heinrich Pruescheuk von Stettenberg (1492),
der Burghauptmann Niklas Jurisich (1529), erst pfandweise, dann zum Lohne der
erfolgreichen Vertheidigung als Erbgut, nach ihm Johann Weispriach, dann dessen
Schwiegersohn, dann Niklas Junior) und Johann Jurisich, Baron Johann Ehöron,
hierauf dessen Tochter, Frau Ehristof Nädasdy. Im Jahre 1650 erhielt es Graf Diouys
Szechy, dessen Erben es 1695 auf immerwährende Zeiten an den Fürsten Paul Esterhazy
verkauften.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (4), Band 16
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (4)
- Band
- 16
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.18 x 21.71 cm
- Seiten
- 616
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch