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die Ackerbauer zogen großen Nutzen aus dem Weinerträgniß und auch der Gewerbestand
fühlte sich gefördert, nicht nur durch den aus dem allgemeinen Wohlstand ihm
erwachsenden Gewinn, sondern anch durch seine eigenen Weingärten oder den nebenbei
betriebenen Weinhandel. Gegenwärtig wendet die fleißige Bevölkerung der Stadt alles
an, um ihre Weingärten wieder herzustellen; sie kauft um theueres Geld die benachbarten
Sandgebiete an, um sich durch deren BePflanzung das Einkommen zu sichern, das sie
bisher aus dem Weine zog, und nm auf diesem Wege ihre unvergleichliche Fachkundigkeit
im Weinbau zu bethätigen.
Moor gehört zu den seit uralten Zeiten bewohnten Orten. Unter den Ärpädischen
Königen gehörte es sammt seiner Mauty durch Douation Ladislaus des Heiligen zum
Besitz des Erlauer Bisthnms, während die jetzt ihm zugehörigen Pußten, welche vordem
besondere Gemeinden bildeten, znr Begüterung von Personen des königlichen Hofhalts
dienten. König Karl Robert entschädigte das Erlaner Bisthnm durch die Gemeinde
Gornld im Heveser Comitat, nebst der Hidvöger Manth, während er Moor und die
Nachbargemeinden, sammt der Gemeinde Särkäny an der Komorner und der Gemeinde
Beleg an der Veßprömer Grenze, den Burggütern von Csökakö angliederte.
Gegenwärtig bildet Moor mit dem früher selbständigen Bajal eine Gemeinde uud
zählt 9500 Einwohner. Es ist Mittelpunkt des Bezirkes und Sitz der Bezirksämter
und besitzt in jedem Aach zahlreiche gut ausgebildete Gewerbsleute, die eine eigene gewerb-
liche Körperschaft bilden, eine Schule für gewerbliche Lehrlinge erhalten und die gewerb-
lichen Bedürfnisse eines großen Umkreises befriedigen. Es hat in jedem Stadttheile
Elementarschulen, sowie eine Knaben- und eine Mädchen-Bürgerschule, ferner ungarische
nnd deutsche römisch-katholische, sowie evaugelisch-reformirte Kirchen, eine Synagoge, eine
Sparkasse, einen Creditverband, ein Easino, mehrere Lesecirkel, einen wohlthätigen
Frauenverein, einen Fenerwehrverein. Die Straßen sind wohl geordnet, doch haben blos
der Markt und einige in den Markt mündende Straßen einen mehr städtischen Charakter.
Der höher gelegene Theil des schönen großen Marktes ist durch das Kapuzinerkloster,
der tiefer gelegene Theil durch das große, jetzt von mehreren Parteien bewohnte Kastell
der Freiherren von Luzinßky, das sogenannte „Ketten-Kastell" abgeschlossen. Um den
Markt her erblickt man das jetzt als Schule dienende Comitatshans, eine bedeckte
Reitschule, mehrere recht hübsche Privathäuser uud im Schatten breitästiger alter Bäume
das aus dem vorigen Jahrhundert stammende parkumgebene Schloß der Grafen
Lamberg mit seinen ausgedehnten Nebengebäuden. Seitlich ist der Markt mit Bäumen
bepflanzt, die dem Spaziergänger zngute kommen, und sein östlicher, höher gelegener
Theil bildet eine hübsche Promenade. Die Grundstücke im östlichen Theile der Stadt
bis zum Kapuzinerkloster waren noch zu Ansang dieses Jahrhunderts mit Wald bedeckt.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (4), Band 16
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (4)
- Band
- 16
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.18 x 21.71 cm
- Seiten
- 616
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch