Seite - 6 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17
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Ueber dieses Plateau zieht in der Nähe.der politischen Landesgrenze von Mähren
und Böhmen in vielen Windungen und mit der Hauptrichtung von Süd-West nach
Nord-Ost in einer mittleren Seehöhe von 500 bis 600 Meter im südlichen und 400 bis
500 Meter im nördlichen Theile die Hauptwasserscheide Europas, welche hier die
Gewässer des Elbegebietes von dem der Donau trennt. Häufig führt sie über ganz
unbedeutende Bodenanschwellungen, so daß der Übergang aus einem Stromgebiet in das
andere oft ganz unmerklich ist. Die Flüsse, welche in der Nähe der Wasserscheide entspringen,
nehmen in ihrer Hauptrichtung den Lauf gegen die Polauer Berge, in deren Nähe sich
die größten derselben vereinigen und der March zueilen. Während daher die Thaya in
ihrem Mittel- und Unterlaufe eine zumeist östliche Richtung einschlägt, fließt die Jglawa,
abgesehen von ihrem Oberlaufe, in südöstlicher und die Zwittawa, sowie die untere
Schwarzawa nahezu in rein südlicher Richtung.
Das Gefälle aller Gewässer dieses Plateaus ist nicht besonders groß, weil sich das
Land nur allmälig senkt, was sich aus dem Unterschiede der höchsten Berge in der Nähe
der böhmischen Grenze von etwa 800 Meter gegenüber denen in der Nähe jener
Umgrenzungslinie des Plateaus ergibt, woselbst, z. B. nicht weit von Brünn, noch
Erhebungen von über 500 Meter vorkommen. Wenn nun zugleich beachtet wird, daß
die absolute Höhe der Flußthäler in der Nähe der Hauptwasserscheide 500 bis 600 Meter,
dagegen in der Nähe von Znaim, Eibenschitz, Brünn nur etwa 200 Meter beträgt, so
muß es ganz erklärlich werden, daß der landschaftliche Charakter gegen den Ausgang der
Flußthäler großartiger und abwechslungsreicher ist als in den höheren Theilen dieses
Plateaus; denn während hier das Land nur allmälig von den Ufern der Bäche und
Flüsse emporsteigt und selbst in größerer Entfernung von diesen selten mehr als 100 Meter
höher gelegen ist, was also sanfte Neigungen und ein mehr welliges Terrain bedingt,
ragen dort die Berge entweder unmittelbar aus de« Thälern oder wenigstens in der
nächsten Nähe derselben oft mehr als 200 Meter über die Thalsohle empor.
Dies zeigt sich insbesondere in dem Gebiet nördlich von Brünn, woselbst auch noch
andere Ursachen mitwirken, eine beinahe vollkommene Berglandschaft von abwechslungs-
reicher Schönheit zu schaffen. Einerseits bilden nämlich die Schwarzawa und Zwittawa
zwei tiefe Hauptthäler, in welche zahlreiche von kleineren und größeren Bächen durchfurchte
Seitenthäler münden, wodurch das ganze Gebiet in eine große Menge von Bergkuppen
und Bergrücken aufgelöst wird, anderseits verursacht auch die größere Verschiedenheit der
hier auftretenden Gebirgsarten eine größere Mannigfaltigkeit der Bodengestaltung. Mit steil
abstürzenden und zerklüfteten Felsen, engen Thälern und zahlreichen Höhlenbildungen
wechseln sanft aufsteigende Bergkuppen und liebliche Thalweitungen, wodurch der Name
„Mährische Schweiz", welcher diesem Theile der Berglandschaft gegeben wurde, ganz
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch