Seite - 46 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17
Bild der Seite - 46 -
Text der Seite - 46 -
46
Häuptern der Sudeten und über die ganze Hanna bis an die Karpathenkette an der
ungarischen Grenze und vom Alttitscheiner Bergkegel bis weit in das südliche Mähren
und über die Höhen des südwestlich von Kremsier gelegenen Marsgebirges schweifen kann.
Sowie sich das Marchthal südlich von Kremsier allmälig verengt, so verbreitert es
sich wieder unterhalb Napajedl zu einer Ebene, welche von da bis Lundenbnrg an
der Thaya häufig einem englischen Parke gleicht. Die March fließt durch dieses Gebiet
ziemlich trägen Laufes und in unzähligen Krümmungen, oft sich theilend und buschige
Inseln bildend, an üppigen Wiesen, wogenden Getreidefeldern und schönen Auen vorüber,
während die vielen Ortschaften an den Rand der Flußebene gegen die dahin abfallenden
Hügel gerückt sind, um den jährlich vorkommenden Überschwemmungen nicht allzusehr
ausgesetzt zu sein. Doch liegen sie hier und da auch knapp am Flusse, wie das von Ottokar II.
begründete Ungarisch-Hradisch, das sehr oft von den schlammigen Fluthen der March
umschlossen wird, welche ihre flachen Ufer manchmal stundenweit überschreitet. Gegenüber
von dieser Stadt am rechten Ufer des Flusses, dort, wo sich jetzt das Dorf Altstadt befindet,
soll einst die Hauptstadt des großmährischen Reiches, das berühmte Velehrad oder
Dovina (Devin) gestanden haben, der Sitz des Landesfürsten und die Wiege des
Christenthums für die slavischen Völker. Sie wurde jedoch 908 von den anstürmenden
Magyaren so gründlich zerstört, daß sich keine Spur ihrer ehemaligen Herrlichkeit erhielt.
Weiter abwärts sind die sanften Abhänge des Marsgebirges am rechten und der
Karpathen am linken Ufer nicht nur mit Feldern und großen Obstgärten bedeckt, sondern
es beginnt auch der Weinbau mehr hervorzutreten, so bei Poleschovitz und ganz besonders
bei Bisenz, wo überdies ein starker Gemüsebau herrscht und sehr viele Gurken gepflanzt
werden, welche in dem dortigen mehr sandigen Boden vorzüglich gedeihen. Bemerkenswerth
ist hier ferner eine im Schloßpark stehende riesige Linde, welche über 600 Jahre alt sein
soll. Manche Theile des ebenen Gebietes gegen Rohatec zu besitzen einen sehr schlechten
sandigen Boden, und da treten an die Stelle der Rübenpflauzungen und grasreichen
Wiesen magere Kartoffelfelder und monotone Kieferwaldnngen.
Der südliche Theil der in Mähren gelegenen Karpathen ist ein weitverzweigtes Berg-
uud Hügelland, welches sich an den Hauptrücken an der ungarischen Grenze anschließt
und eine mannigfaltige Abwechslung von bald steil aufsteigenden, bald abgerundeten
Hügeln, längeren Bergrücken und öfters ziemlich bedeutenden Hochebenen zeigt, welche
üppige Weideplätze für die Herden bilden. An der Landesgrenze steigen die Höhen bis
gegen 1000 Meter empor (Velka Javorina 968 Meter, Große Lopenik 942 Meter,
Makyta 923 Meter), wodurch das Klima daselbst nm so ranher und unfreundlicher wird,
als das Gebirge dem Zutritt der wärmeren Südwinde hemmend entgegensteht, während
die kalten Nordostwinde uugehindert in der Hauptrichtung des Gebirges streichen können.
zurück zum
Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch