Seite - 70 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17
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unternahmen die Quaden und die sich ihnen anschließenden Nachbarvölker, wenn ihnen die
Umstände günstig schienen, Raub- lind Beutezüge in die römischen Provinzen, auf deren
einem sie (270 n, Chr.) bis Placentia vordrangen und dort ein römisches Heer vernichteten.
Schlimmer erging es ihnen 80 Jahre später, als sie mit den Sarmaten vereint das römische
Pannonien verwüsteten; Kaiser Constantin überschritt die Donau bei Aquincnm und brach
verheerend in das Sarmatenland ein; die Plünderer flohen, verfolgt von den römischen
Truppen; an den Grenzen des Qnadenlandes kam es zur Schlacht, in welcher dieQuadeu
vollständig besiegt wurden, so daß sie flehentlich um Frieden baten, der ihnen auch gewährt
wurde. Durch diese wiederholten Raubzüge kamen die Römer zur Einsicht, daß die
bisherigen Grenzbefestigungen nicht hinreichten, um die römischen Provinzen vor feindlichen
Einfällen zu sichern, und Kaiser Valentinian I. (364 bis 375 n. Chr.) gab daher den Befehl,
eine Anzahl neuer Kastelle im Lande der Quaden zu errichten. Als ihr König Gabinius de«
kaiserlichen Feldherrn Marcellianus ersuchen ließ, er möge ihm einen Ort bezeichnen, wo
er mit ihm wegen des Baues neuer Kastelle uuterhaudelu könnte, lud der Feldherr den
König zu sich und ließ ihn meuchlings ermorden. Durch diese entsetzliche Frevelthat empört,
erhob sich das gauze Quadeuvolk wie ein Mann und zog, von Rachedurst erfüllt, mit
den Sarmaten ins römische Gebiet, eroberte und verbrannte die Hauptzwingfeste der
Donauvölker, Caruuntum, uud zog von den rauchenden Trümmern derselben mordend
und plündernd tief nach Pannonien bis gegen Sirminm (das heutige Mitrovitz). Hier
erhielten die Quaden Nachricht, daß der Kaiser uuter den Trümmern von Carnnntum
ein mächtiges Heer versammelt habe, um ins Quadenland einzurücken. Bestürzt traten sie
den Rückzug an, um die Heimat zu beschützen. Bald sank vollends ihr Muth; sie baten
um Gnade, worauf ihren Abgesandten bedeutet wurde, ihre Volksgenossen mögen nach
Carnnntum kommen, dort werde der Kaiser die Sache untersuchen und entscheiden. Wirklich
ging ein großer Theil der Quaden in die genannte zerstörte Stadt, ein anderer Theil, der
den Römern nicht traute, flüchtete in das Gebirge. Das Mißtrauen war vollkommen
gerechtfertigt. Denn kaum waren die Quaden vor Carnnntum angekommen, als sie von
den Römern umzingelt und niedergemetzelt wnrden bis auf wenige, welche die Nachricht
von der hinterlistigen, eines Kaisers unwürdigen Rache ihren Volksgenossen in das Gebirge
hinterbrachten. Nach diesem furchtbaren Schlage verschwindet der Name der Quaden aus
der mährischen Geschichte. Ihre weiteren Schicksale haben wir hier nicht zu erzählen uud
erwähnen uur, daß sie im Verlaufe der sogenannten Völkerwanderung ihre bisherigen
Wohnsitze verließen, welche während dieser Wanderung von verschiedenen Völkern bald
längere, bald kürzere Zeit eingenommen wurden.
Mähreu uuter den Mojm ariden. Nachdem sich die Wogen der Völkerwanderung
gelegt hatten, finden wir die Landstriche, welche das heniige Böhmen nnd Mähren bilden,
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch