Seite - 81 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17
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Colonats die Emphitheuse trat, welche den Ackerbauern einen bedeutenden Rechtsschutz
gewährte. Hand in Hand damit ging eine durchgreifende Veränderung der öffentlichen
Rechtsinstitutionen, indem durch Ertheilung von Immunitäten an die Unterthanen des
Olmützer Bisthums und der Klöster und später auch an Hörige einzelner Städte und
Großen des Landes neue Rechtszustäude geschaffen wnrden, die sich so rasch entwickelten,
daß sie schon am Schluß des XIII. Jahrhunderts als fest begründet bezeichnet werden
können, da namentlich König Otakar II. dieselben in der Markgrafschaft eifrig beförderte.
Die Premysliden des XIII. Jahrhunderts, insbesondere Otakar II., waren eifrige
Förderer des Städteweseus, dessen Entwicklung sie durch Verleihung von Stadtrechten
begünstigten, welche theils dem sächsischen oder Magdeburger, theils dem baierischen
oder Nürnberger Rechte entlehnt wurden. Die erste Stadt, welche in Mähren
deutsches Recht erhielt, war Freudenthal (1213), ihm folgte 1224 Troppan (beide
Städte gehörten damals zu Mähren), 1243 Brünn, dessen Recht so aufblühte, daß
63 Städte und Märkte des Landes beim Brünner Stadtrecht Rechtsbelehrungen erbaten.
Eine ähnliche Wichtigkeit hatte das Olmützer Stadtrecht, welches durch den Markgrafen
Johann 1352 zum Oberhof für alle Städte Mährens, in welchen das Magdeburger Recht
galt, erhoben wurde. Große Bedeutung erlangte auch das Jglauer Stadt- und Bergrecht,
welch letzteres als Oberhof für Bergsachen in den böhmischen Ländern galt, aber auch
den sächsischen Bergstädten Belehrungen ertheilte. Dadurch, daß die mährischen Städte
z. B. Brünn in Magdeburg, Olmütz in Breslau Rechtsbelehrungen suchten, entwickelte
sich ein reger Verkehr zwischen den mährischen königlichen und mehreren deutschen Städten,
worunter außer Magdeburg noch Nürnberg und Köln besonders zn erwähnen sind.
Als der stolze und mächtige Herrscher in der Marchfelder Schlacht gegen Rudolf
von Habsburg fiel (1278), blieb Mähren durch fünf Jahre bis zur Erstattung der
Kriegskosten im Pfandbesitze Rudolfs, wurde aber unter Otakars Nachfolger Wenzel II.
wieder mit Böhmen vereinigt, aber nicht mehr in dem früheren Umfange, da das
Oppaland mittlerweile von Mähren losgetrennt und als ein von Böhmen abhängiges
Lehensherzogthum dem unehelichen Sohne Otakars II., Nikolaus, verliehen worden
war. Wenzels II. Sohn und Nachfolger Wenzel III. schloß die Reihe der Premysliden-
herrscher; er wurde bekanntlich, als er ein Heer in Mähren sammelte, um den Besitz
Polens, das sein Vater erworben hatte, sich und seinem Hause zu sichern, in Olmütz
durch die Hand eines Meuchelmörders getödtet (1306).
Mähren unter Regenten aus verschiedenen Häusern. Nach dem Aussterben
der Premysliden versuchte der deutsche König Albrecht I. von Habsburg die böhmischen
Länder für sein Haus zu erwerben, es sollten aber noch mehr als zwei Jahrhunderte
vergehen, ehe die Erwerbung für dauernde Zeiten erfolgte. Es gelang zwar dem Sohne
Mähren. 6
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch