Seite - 88 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17
Bild der Seite - 88 -
Text der Seite - 88 -
88
mit den wichtigsten Gliedern des Herren- und Ritterstandes einen Landfrieden auf fünf
Jahre, in welchem scharfe Maßregeln gegen die Ruhestörer enthalten sind, die ihre gute
Wirkung umsomehr äußern konnten, als unmittelbar nach Abschluß des Landfriedens
in der Schlacht bei Lipan (3t). Mai 1434) die Hauptmacht der fanatischen Hnsitenpartei
in Böhmen vernichtet wurde, wodurch den gemäßigten Elementen die Abschließnng der
bekannten Compactaten, welche die Communion unter beiderlei Gestalten zuließen,
ermöglicht wurde. Publieirt wurden die Compactaten auf dem Landtage in Jglan
(6. Juli 1436).
Albrecht starb 1439. Ihm folgte sein nachgeborener Sohn Ladislaus (Posthumus),
welchen die Mährer als erblichen Landesherrn betrachteten, dem sie, als er großjährig
geworden, 1453 (am 6. Juli) die Huldigung leisteten, noch ehe er in Böhmen als König
gekrönt war. In der, zwischen den Böhmen und Mährern ziemlich lebhaft geführten
Controverse über die Meinung der ersteren, die Mährer hätten ihre Huldigung erst nach
erfolgter Krönung darbringen sollen, brachten die mährischen Stände den staatsrechtlichen
Grundsatz zur Geltung, daß Mähren das Recht habe, einem erblichen Landesfürsten auch
vor seiner Krönung iu Böhmen zu huldigen. Unter Ladislaus kurzer Regierung beginnen
die ernsten Versuche, den Utraqnismus einzudämmen und der katholischen Kirche zu ihrer
früheren dominirenden Stellung zu verhelfen; ein Mittel hierzu war die Missionsthätigkeit
des Johannes Kapistran, welche aber keinen durchgreifenden Erfolg erzielte, da er der
böhmischen Sprache nicht mächtig war und ihn überdies der Landeshauptmann Johann
von Cymburg, welcher an der Spitze der von dem jungen König in Mähren auf zwei
Jahre (1455 bis 1457) eingesetzten Regierung stand, vielfach in seiner Thätigkeit hinderte,
so daß die religiösen Gegensätze sich eher zuspitzten als milderten. Dies wurde uach dem
Tode des Königs Ladislaus (gestorben 1457) fühlbar, als König Georg Podebrad die
Regierung antrat; die höheren Stände Mährens erkannten ihn als Markgrafen unter der
Bedingung an, daß er den Katholiken seinen Schutz verbürgte und im Namen der böhmischen
Stände versprach, es solle künftighin kein König von Böhmen ohne Zuziehung der Mährer
gewählt werden. Aber die königlichen, deutsch uud katholisch gesinnten Städte, von Herzog
Albrecht VI. von Österreich unterstützt, versagten Georg die Anerkennung, welche er sich
von ihnen mit Waffengewalt erzwingen mußte. Sein anfangs gespanntes Verhältniß zu
Kaiser Friedrich III. gestaltete sich glimpflicher, als er diesen gegen die aufständischen
Wiener unterstützte, bei welcher Gelegenheit der Kaiser den Mährern das Landes-
wappen dahin verbesserte, daß er den früher silbern nunmehr durch einen golden
geschachten Schild ersetzte (7. December 1462), eine Neuerung, die erst in den Dreißiger-
Jahren des XIX. Jahrhunderts in Übung kam, während in früherer Zeit trotz der
Ertheilnng des Wappcnprivilegiums das ursprüngliche Wappen in Gebrauch stand.
zurück zum
Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch