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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17
Seite - 132 -
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132 In vielen Orten des nördlichen Mähren hält das Christkind am heiligen Abend seinen festlichen Umzug. In früherer Zeit geschah dies in folgender lebendigen Art: zwei Engel, der heilige Josef, das Christkindchen selbst waren die Hauptpersonen des Spiels. Die „Engel" waren natürlich in weiße, bis zur Erde reichende Gewänder gekleidet, den Kopf schmückten Kränze aus gemachten Blnmen, deren Blätter weit herab in das Gesicht fielen, in der Rechten hielten sie ein von bunten Bändern umflattertes Scepter, aus einem Tannenwipfel bestehend, der in drei Triebe endigte. Dort war häufig noch ein Mispelzweig angebunden. In der Linken trugen die „Engel", welche von jungen Mädchen dargestellt wurde», Körbe mit allerhaud Gaben: Obst, Lebzelt, Zuckerwerk, aber auch — rohe Erdäpfel, Krautstrünke, Nußschalen und so weiter. Der heilige Josef erschien als Reitersmann. Ein Bauernbursche stellte ihn dar. Vorne und rückwärts band er sich je ein Sieb fest. An dem vorderen Siebe ward ein hakenförmig gekrümmtes starkes Holz befestigt, das — so wie die ganze Gestalt des Knechtes — mit weißen Tüchern verdeckt ward. Durch die Siebe und das Holzstück gelangte ein „Schimmel" znr Anschauung, welcher, um noch deutlicher hervorzutreten, vorne aufgezäumt ward; durch zwei aufgenähte rothe Flecke wurden die Augen bezeichnet. An dem gleichfalls mit weißem Linnen überzogenen Hinteren Siebe wurde eine Art Roßschweif — oft nur durch lange Papierstreifen angedeutet — befestigt. Rechts uud links hingen von der Mitte des Leibes lange rothe Strümpfe herab, die Füße des Reiters darstellend. Das Gesicht des „heiligen Josef" trug einen aus Flachs oder Moos gemachten langen Bart, der Kopf war mit irgend einem abenteuerlichen Hut bedeckt, die Linke hielt die Zügel des Pferdes, die Rechte einen kurzen Stock. Das Christkindlein selbst — von einer heranwachsenden Jungfrau dargestellt — trug gleichfalls ein weißes Gewand und hielt in der Hand einen kleinen Christbaum. Dieser Gruppe von vier Personen schloß sich ein größeres oder kleineres Gefolge von „Hirten" oder „Bedienten" (gewöhnlich drei) an. Die Verkleidung derselben bestand nur darin, daß die Bauernburschen ihre Pelze mit dem Fell nach auswärts umkehrten. Sie hielten hohe Stäbe in den Händen, mit welchen sie zu ihren Gesängen durch Aufstoßen auf den Boden den Takt gaben. So zog die Gesellschaft durch das Dorf und besuchte die Häuser, wo den Kindern ein Christbaum angezündet wurde. Im Hause angelangt, traten erst die „Engel" in das Zimmer nnd sprachen ihren Gruß. Hierauf trat der „heilige Josef" vor und ritt gravitätisch durch die Stube und um den in der Mitte stehenden Tisch. Er erkundigte sich nach der Ausführung der Kinder, sprach aber selbst von ihren zahlreichen Unarten. Zornig schlug er hierbei mit seinem Stabe auf den Tisch. Nun kam das Christkindlein, „die Engel" berichteten von der nicht ganz guten Ausführung der Kinder: „Och Chreist, wenn iech Dir's söge sol: De Keinder thun neischt olls schelte onn liege, De Welt ies diese Keinder vnol. Onn de Eltern woß ei dam Tod betriege."
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Mähren und Schlesien, Band 17
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Mähren und Schlesien
Band
17
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1897
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.42 x 21.88 cm
Seiten
750
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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