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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17
Seite - 135 -
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135 Volksüberlieferung mehr und mehr verwischt. Der Vorläufer meldet das Nahen der Engel, die Eugel verkünden die Ankunft Marias, die alsbald mit einem Korbe und eiuer kleinen Wiege in den Häudeu erscheint. Sie fragt nach dem Betragen der Kinder und bekommt zunächst die gewöhnliche nicht günstige Autwort. Auf Fürbitte der Engel und nach Absingung eines Weihnachtsliedes werden die Kinder von Maria beschenkt. Nun tritt Josef ein, dann die Hirten. Josef wiegt das Kind in der Wiege, welche von Maria auf den Tisch gestellt worden, die Hirten bringen ein Lamm und singen den Hirtengesang. Hierauf folgt ein Zwiegespräch zwischen Maria und Josef, in dem die liebevolle Sorge um das Christkind zum Ausdruck kommt. Sie erbitten dann von den Anwesenden „einen Groschen auf Hirsebrei" für das Kindlein. Josef ersucht den Hauswirth, ihm und den Seinen Herberge zu gewähren. Sie wird nicht bewilligt. Da heben im Abgehen die Engel und die Hirten an zu singen: ,<ZIc»ria, Aloria!« Der Hausvater erkennt seinen Fehler und eilt deu Fortgehenden nach, sie zurückzurufen. Den letzten Tag des Jahres (St. Sylvester) erfaßt das Volksbewußtsein in seiner richtigen Bedeutung. Während der Vormittag die Geltung eines Werkeltages hat, geht es Nachmittags fast festtäglich zu. Noch vor Anbruch völliger Finsterniß rufen die Glocken die Gläubigen zur Kirche, wo der Priester eine fromme Betrachtung über Alles anstellt, was uns der letzte Tag des rasch dahineilenden Jahres zu denken gibt, und den heiligen Segen ertheilt. Wenn — nach beschlossener Andacht — auch alle die häuslichen Geschäfte beendet sind, dann setzen sich alle Glieder der Familie, sowie das Gesinde und mancher sonst alleinstehende Mensch, den man zu Gast geladen, um den großen Tisch in der Wohnstube; man läßt sich's noch einmal im alten Jahre recht gut schmecken und erwartet sodann unter Spielen, Scherzen, Singen die Stunde der Mitternacht und mit ihr die Ankunft des neuen Jahres. Ein wichtiger Zeitabschnitt geht zu Ende; an solchen Wende- punkten sieht man gerne zurück auf die Vergangenheit und fast noch lieber voraus in die Znkuust. Besonders die Liebeslente! Die Mädchen werfen den Pantoffel über den Kopf hinweg; ist seine Spitze gegen die Thüre gekehrt, dann wird jene, die ihn geworfen, bald das Haus verlassen, um iu das eigene Heim einzuziehen; weist seine Spitze nach dem Innern der Stube, dann ist ihre Zeit noch nicht gekommen und sie muß noch mindestens ein Jahr lang warten. Ein sehr beliebtes Vergnügen an diesem Abend ist das Blei- gießen. In blechernen Löffeln wird Blei zerschmolzen und dann ins Wasser geschüttet. Eigenthümliche Figuren werden da offenbar, welchen freilich zumeist erst die Einbildungs- kraft Gestalt und Namen gibt. Das Orakel verräth nicht blos, ob und wen man heiraten wird, es gibt überhaupt auf jede Frage bezüglich der Zukunft die Antwort. Niemals ist aber die Wirkung so verläßlich, als wenn das Blei von der Einfassung alter Kirchenfenster oder gar der Fenster einer Friedhofskapelle genommen ist.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Mähren und Schlesien, Band 17
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Mähren und Schlesien
Band
17
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1897
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.42 x 21.88 cm
Seiten
750
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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