Seite - 173 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17
Bild der Seite - 173 -
Text der Seite - 173 -
173
bezeichnet, das Endnngs-e im Dativ Singularis aber ebenso wie das im Nominativ und
Accusativ Pluralis unterdrückt.
Unter den Dialecten des Sudetenlandes weist der des Kuhla udcheus mehrere
Besonderheiten auf. Den konsonantischen Charakter bestimmen: Monillirnng, palatales I,
Aspiration von A und t> im Auslaute, sporadischer Wechsel von s und r: friesen --- frieren,
gelöse — verlieren, sowie von 2 und k: kwinge — zwinge. Ii geht fast ganz im Vocal
auf; sein gutturaler Charakter führt bei den aus age contrahirten Formen: klage, mag,
schlage, taget zu Bildungen mit einem scheinbar unorganischen r: kloer, moer, schloer, tort.
Ebenso zieht die Mouilliruug überraschende Erscheinungen nach sich. So wird aus einem
ursprünglichen: moncher, welches man auch im schleichen Gebirge hört, durch Coustituirung
des i und Ausfall des r>: moicher — mancher. Der Vocalwandel nimmt oft einen
umgekehrten Weg, indem die ersten Componenten der Vermittlungsdiphthonge an den
Grenzpuukteu der Vocallinie liegen; also miet, iem, Hieml, huoch, Puotter, gegenüber
schlesisch: met, eim, Heiml, honch, Potter (Puitter). Das Herabsinken der Vocale zu tieferem
Eigenton ist hier weiter fortgeschritten; so schützt nachfolgende Gutturalis keineswegs
kurzes a vor dem Übergang zu 0. Die verdumpfeude Einwirkung des n erstreckt sich auf
Formen wie guuk, funk, huuk — ging, fing, hing, die Umlaute ü und ü hingegen fehlen
entweder ganz: grnn, kühl, oder sie werden unterschiedslos durch iö ersetzt: Diener —
Dörner, ieber — über. Das Flexions-n fällt weg, aber das schlesische n der Infinitive
hat sich fast ganz in die Volkspoesie geflüchtet. Die dem Schleichen eigenthümlichen
Endungs-e des Substautivums fehlen hier; sogar bei weiblichen Hauptwörtern wird im
Singularis das e abgeworfen und als Pluralzeichen benützt: Singular Blum, Plural
Blume. Trotz dieser Eigenthümlichkeiten ist auch im Kuhländchen die Sprache des
„Rübezoil" nicht zu verkennen.
Während sich die deutschen Mundarten im Norden und Süden des Landes, besonders
wenn man die Unterscheidungsmerkmale in ihrer Gesammtheit ins Auge faßt und auch die
musikalischen und Tonverhältnisse mit in Betracht zieht, als zwei streng gesonderte sprachliche
Individualitäten erweisen, begegnen uns in den Sprachinseln mannigfaltige Übergänge
und schwer zu scheidende Mischungsverhältnisse. Nicht nur der Einfluß des Hochdeutschen,
sondern vornehmlich der des Slavischen haben die dialectische Entwicklung vielfach von
ihrer ursprünglichen historischen Grundlage abgedrängt. Neben den Wörtern zur
Bezeichnung alltäglicher Dinge wurden zunächst jene mit urverwandten Wurzeln von der
Slavisiruug ergriffen. Deutsches Orgau wandelte das Fremde nach falscher Analogie oft
ganz willkürlich um, so daß nicht nur der Wortschatz, sondern auch die Lautverhältnisse in
Verwirrung gerietheu. Hierzu kommt endlich noch, daß infolge der zu verschiedenen Zeiten
und aus verschiedenen Gegenden erfolgten Befiedelung des Landes die geschichtlichen
zurück zum
Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch