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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17
Seite - 176 -
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176 truit — trug, Liouft — Luft, giout — gut. Freilich gehen die einzelnen Orte in der Vocalfärbung oft weit auseinander. So ist um Zwittan die Entwicklung der u und o gegen u weiter fortgeschritten als im Dialeet der nördlicher gelegenen Dörfer Tattenitz und Bndingsdorf, der in dieser Beziehung fast um eine Stufe zurücksteht. Während ferner in Zwittan der Umlaut ü durch ui ersetzt wird: Stuibla, frni, tritt im Norden ei, der Stellvertreter für tonlanges >, ein: Steibla, frei. Ebenso ist c»i — neu- hochdeutsch eu verschieden gefärbt, und für mittelhochdeutsch i, ei tritt bald unterschiedslos ai ein, bald wird der alte Diphthong durch Ä und c>a oder ü und uä von dem jüngeren (ai) auseinander gehalten. Die Sprachinsel ist reich an Idiotismen, die allerdings oft nur auf beschränktem Raume Geltung haben. Aus der nördlichen Gegend seien erwähnt: s zänt mr — es schmeckt, paßt mir, Flomsn — Lippen, flämisch — höhnisch flecken — weinen, Netz — Näscherei, haftig — geizig, Beginstisla — Brotranft (österreichisch Scherzi). Dabei fehlt es nicht an zahlreichen Eindringlingen; die einen stehen als solche noch im Sprachbewußtsein und finden meist nur eine auf Redensarten eingeschränkte Verwendung, z. B. sich auf der Fatka aufhalten -- herumschmarotzen, sich beHelsen, von eechisch latku — umsonst; andere genießen, in deutsche Form gehüllt, bereits das Bürgerrecht, wie: Nosedel — Tragstangen von eechisch nosiäla. Obwohl das Land im Nordosten nur durch einen schmalen Streifen von dem zusammenhängenden deutschen Sprachgebiete abgetrennt ist, wird, nach dem Gesammt- charakter zu schließen, die Grundlage des Dialectes nicht im Schleichen, wogegen schon die durchgreifende Nasalirnng sprechen würde, sondern im Mittelfränkischen zu suchen sein. Ebenso gehören der Dialeet der Olmützer Dorfbewohner und jener der 30 Kilo- meter westlicher gelegenen Sprachinsel von Wachtl und Deutsch-Brodek dem Mittel- deutschen an. Der Vocalismus entbehrt jedoch hier der zahlreichen, durch i-Laute hervorgerufenen Tonerhöhungen, welche dem Gebirgsdialect von Zwittau und Trübau eigen sind. Verschiedene sprachgeschichtliche Grundlagen lassen sich auch hier nicht verkennen; eine Analyse würde z. B. ergeben, daß die frühere Heimat der Brodeker, deren Mundart eine Reihe schlesischer Lauteigenthümlichkeiten aufweist, nördlicher lag als jene Gegend, aus welcher ihre Nachbarn, die Wachtler, einst zugewandert kamen. Überhaupt bieten die deutschen Sprachinseln dieses in dialeetologischer Beziehung so hochinteressanten Landes einen fruchtbaren Boden für wissenschaftliche Einzelforschnng. Nicht nur die mährische Landeskunde, sondern auch die Entwicklungsgeschichte der deutschen Sprache könnte von hier aus noch manche werthvolle Bereicherung erfahren.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Mähren und Schlesien, Band 17
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Mähren und Schlesien
Band
17
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1897
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.42 x 21.88 cm
Seiten
750
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch
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