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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17
Seite - 182 -
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182 Vor dem Essen liest der Hausvater den Anfang des Evangeliums des heiligen Johannes, dann beten alle laut ein Vaterunser, Ave Maria nnd das Glaubensbekenntniß. Zuerst werden mit Honig bestrichene Oblaten mit einem Stückchen Petersilie oder Knoblauch verspeist, dann kommen eine Schwamm- oder Erbsensuppe, verschiedene Arten von Brei, Kuchen, frisches und gedörrtes Obst. In der Freiberger Gegend kommen auf deu Weihnachtstisch ueuu Arten von Suppen, im westlichen Mähren wiederum ebenso viele Saucen. Nach dem Nachtmahl geht die gesammte Kinderschaar blökend uud mit Glocken läutend als die „Herde von Betlehem" durchs Dorf. Anderswo wieder gehen die Kinder von Haus zu Haus und siugeu fröhliche Weihnachtslieder (koleckx) unter den Fenstern. Zur Theilnahme an der Feier des heiligen Abend werden auch die Hausthiere herangezogen. Mit dem vou der Schippe, auf der die Kuchen in den Backofen gesetzt wurden, abgewischten Mehl werden die Kühe bestreut. Dauu bekommt jedes Stück Vieh je eine mit Höing bestrichene Oblate oder ein Stück Brot mit Honig und Knoblauch, woraus dauu der Grand mit dem besten Futter augefüllt wird; denn so wie die Menschen, wurde auch das Vieh bis zur Abendmahlzeit zum Fasten verhalten. Der Haushund, der Hahn und der Gänserich bekommen vor allem andern ein Stückchen Weihnachtskuchen mit etwas Knoblauch. Dem Hausgeflügel wird das Futter in einen ausgebreiteten Reifen gestreut, damit es sich beisammen halte. Wenn die Hausfrau den Teig angemacht hat, geht sie in den Garten und bestreicht die Obstbäume, um ihre Fruchtbarkeit zu erhöhen. Nach dem Essen wird aus demselben Grunde ein Theil der Brosamen um die Bäume gestreut. Sogar der Hausbrunnen wird hier und da mit einer Gabe bedacht. Der Hausvater wirst eine halbe Nuß, einen halben Apfel nnd ein Stückchen Weihnachtskuchen in denselben und spricht dabei: „Brünnlein, liebes Brünnlein! ich gebe dir vom heiligen Abend, damit dn uns gutes Wasser gebest." Der heilige Abend gehört zn den geheimnißvollen Tagen, an denen sich dem Menschen die Zukunft enthüllt. Junge Mädchen suchen an diesem Tage auf die verschiedenste Art zu erforschen, ob ihnen im kommenden Jahre eine „Staudesveränderuug" beschieden ist. Das Mädchen nimmt den Kochlöffel, mit dem der Teig angemacht wurde, begibt sich zum Brunnen, rührt darin und horcht dann, wie es im Brunnen rauscht. Tönt es wie Gesang, wird sie heiraten, ist aber Glockengeläute zu vernehmen, steht ihr der Tod bevor. Nach dem Essen kehrt die ledige Haustochter die Stube, nimmt den Kehricht in die Schürze, streut ihn auf dem nächsten Kreuzweg im Kreise um sich und bleibt in der Mitte des Kreises stehen. Hört sie einen Hahn krähen, bekommt sie einen guten Sänger zum Manne, fällt irgendwo ein Schuß, ist ihr ein Jäger oder wenigstens ein Heger beschieden u. s. w. Oder es nimmt das Mädchen einen Apfel vom Tisch, stellt sich nnter den Hausflur und verspeist ihn dort. Geht während dessen eine Mannsperson vorüber,
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Mähren und Schlesien, Band 17
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Mähren und Schlesien
Band
17
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1897
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.42 x 21.88 cm
Seiten
750
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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