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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17
Seite - 215 -
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215 unter dem fremden Volke hat der Soldat an seinem Rosse seinen einzigen aufrichtigen und getreuen Freuud. Wie leid thut es da unserem Soldaten, daß er auf den langen Märschen sei» Rößlein abquälen muß. Diesem seinem Mitleid gibt er im Liede in der Art Ausdruck, daß er das Roß sich selbst über die Härte seines Reiters beklagen läßt: „Mein schwarzbrannes Rößleiu, warum bist du so traurig, so niedergeschlagen? Drückt dich etwa meine Rüstung oder mein Säbel von Stahl?" „Nicht drücket mich deiue Rüstung, noch dein Säbel von Stahl, aber wehe thnn mir deine Sporen, die mich in die Seiten stechen. Meine Seiten sind eine Wunde, zerstochen von deinen Sporen." Wenn das Lied die Strapazen des Soldaten im Felde schildert, vergißt es nicht seines getreuen Leidgenossen: „Und in dem weiten Felde ist kein Tröpflein Wasser, womit soll der arme Soldat sein Rößlein tränken?" Und wenn nnser Soldat in der Schlacht fällt, da steht sein treuer Rappe neben ihm, scharrt mit dem Fuße und trauert um ihu. Besonders ist es die leichtbeschwingte sangesfrohe Vogelwelt, mit der das mährische Volk in seinen Liedern im beständigen Contact nnd gemüthlichen Verkehr steht. Der Bogel vermittelt als willkommener oder mich unwillkommener Bote den Verkehr zwischen den getrennten Liebenden. Er übermittelt dem in der Fremde weilenden Bnrschen von seiner Geliebten Brief nnd Gruß, aber auch die Aufkündigung der Liebe, oder bringt auch vou selbst dem Mädcheu die traurige Nachricht vou der llutreue des Geliebten. Den Vögeln klagt der Mensch sein Leid und ruft ihre Theilnahme an. Wenn der Hochzeitszng zur Kirche geht, bittet die Braut, den Weg nicht durchs Dorf, souderu durch de» grüne» Hain zn nehmen, damit die Nachtigall ihre Hochzeit dnrch ihren Gesang verherrliche, nnd der im Grabe Ruhende sieht es als sein härtestes Loos an, daß es ihm versagt ist, den lieblichen Vogelgesang nnd den tranlichen Knkuksruf zu vernehmen. Ein sehr aumuthiges Liedchcu läßt deu Sperber seiuem „Bruder" Habicht klage», daß ihm die Menschen sein Weibchen erschlagen und seiu Nest zerstört haben, worauf ihm dieser deu weisen Rath ertheilt, er möge sein Nest im tiefen Walde bauen, abseits vom Wege, den sowohl der Gute wie der Böse wandle. Mit innigster Theilnahme begleitet ein anderes Lied die verwitwete Wachtelmutter, die im Herbst mit ihren „Kindern" das öde Stoppelfeld verlassen nnd über die Donau ins fremde Land wandern muß. Selbst der rauhe Jäger läßt sich von dem Falken erbitten, sein Leben zn schone» u»d ih» nicht von seine» kleiueu Kindern wegzuschießen. Aber auch die leblose Natur: Souue, Mond und Sterne, Flüsse, Bäche und Quellen, Bäume, Sträuche uud Blume» erscheine» i» »»seren Lieder» i» das innigste gemüthliche Verhältniß zum Meuscheu gerückt. Dieselbe Gemüthstiefe leuchtet uus auch aus jeneuLiederu entgegen, die das Verhältniß des Einzelnen zur Familie, des Menschen zu Gott zum Gegenstand haben. In unseren
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Mähren und Schlesien, Band 17
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Mähren und Schlesien
Band
17
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1897
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.42 x 21.88 cm
Seiten
750
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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