Seite - 252 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17
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stets mit geschnitzten und gemalten Ornamenten ausgestattet ist. Die Mehrheit der heutigen
Holzhäuser dieser Gegend entstammt — gerade so wie in der mährischen Walachei — dem
Eude des vorigen Jahrhunderts, wie dies die Inschriften ans den Giebeln bezeugen, die
uebstdem iu der Regel fromme, hin uud wieder aber auch humoristische Sprüche enthalten.
Die Schenneu siud hier ebenfalls dnrchgehends aus Holz gebaut und das sehr hohe und
steile Dach derselben ist mit Schindeln gedeckt.
Einen eigenen Platz unter den mährischen Haustypen nehmen die Hütteu der Wald-
bewohner im slovakischen Hochlande ein; ihre Wirthschaften heißen kopanice — ein
Synonymnm von paseka — Waldrodung; die Bewohner selbst heißen kopaniöäri .
Gegenüber diesen Waldhütten, die allerdings nur vier, hart an der ungarischen Grenze
gelegene Dörfer (Vapenice, Zitkova, Vyskovec und Lopeuik) ausmacheu und eigentlich
nur die letzten Ausläufer solcher zerstreuten Walddörfer der ungarischen Slovakei bilden,
siud selbst die walachischen Chaluppeu noch Paläste. Ein Stück Mittelalters hat sich in
diesen Kopanicarenhütten bis auf unsere Tage erhalten. Sie stellen zumeist einen ganz
rohen Blockbau dar; bei Häusern „reicherer" Bauern bestehen die Mauern aus gestampftem
Lehm, die Dächer siud durchwegs mit Stroh gedeckt. Nur die größeren Häuser besitzen
einen Flur (pitvor), aus dem man in die Stube gelangt, wohingegen eine besondere Küche
zu den Ausnahmen gehört; in solchen Häusern ist dem Vieh eine abgesonderte Stallung
unter eigenem Dach angewiesen. Es gibt aber nicht wenige Kopanicarenhütten, bei denen
man in die Stnbe nnr durch den Mehstall gelangt, der von der Stnbe blos durch eine
Vretterwaud getrennt ist.
Die Einrichtung der Stube ist so ziemlich dieselbe wie im walachischen Hause,
namentlich wird der Ofen von der Stube aus geheizt und hat dieselbe Form wie dort;
ein trichterförmiges Loch (eelusce) fängt den Rauch vom Herd (okniseo) auf und führt
ihn in den Dachraum, von wo er schon selbst zusehen mag, wie er ins Freie kommt. Mit
den Bettstellen sind die Kopanicaren sehr bald fertig: zwei Pflöcke werden in den aus Lehm
bestehenden Fußboden eingerammt, auf dieselben, sowie auf die Bank, welche um die ganze
Stube herum läuft, werden ein Paar Bretter gelegt, und das Bettgestell ist fertig. In einer
Ecke steht wieder der Tisch, dessen Stelle übrigens in den ärmlichsten Behausungen das mit
einem flachen Steine bedeckte Sauerkrautfaß vertritt. Das einzige „Luxus"-Möbelstück ist
hier ein Wandschrein (polics) für Teller. Ganz eigenthümlich gebaut ist die Scheuer; sie hat
uämlich zumeist gar keine Einfahrt, ja nicht einmal eine Eingangsthür; die Garben werden
durch ein Fenster hineingereicht, durch welches auch die Menschen hinein- und herauskriechen.
Schon diese flüchtigen Andeutungen dürften den grellen Unterschied zwischen der
Wohnweise auf der Marchebene nnd den Behausungen des karpathischen Hochlandes
kennzeichnen.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch