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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17
Seite - 262 -
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262 Glasberge wohnenden Riesenvogels pawS (mährische Walachei) oder das Lebenswasser bringt und dabei von Sonne zu Mond uud Wind wandert, der „dumme" Hans (kloupx auch oder.Iura), der auf einmal die Welt dnrch seine Schlauheit überrascht und schließlich mit der Königstochter ein Königreich erwirbt — der ganze Heerbann von bösen Zauberern und Hexen, versteinerten oder in verschiedene Thiere verwunschenen Prinzen und Prinzessinnen, die Riesen, Geister und fabelhaften Thiere — das Alles kehrt in den Märchen des slavischen Volkes in Mähren wieder. Auch hier sprechen die Thiere mit menschlichen Lauten, auch hier tragen die Bäume wunderliches Obst; ist dieses nicht gar von Gold und Edelsteinen, so besitzt es wieder die drollige Eigenschaft, daß dem, der davon ißt, eine unendlich lange Nase beschert wird. Auch alle jene schönen und nützlichen Sachen, die in der Märchenwelt der Nachbarn dem Helden zum Ziele verhelfen: der unsichtbar machende Hut oder Mantel, der Zanberfattel, der Zauberring, dem die Geister gehorchen, der unerschöpfliche Geldbeutel und eine Menge anderer — sind der mährischen Märchen- dichtung wohlbekannt. Zieht man einen Vergleich zwischen den Märchen der einzelnen Volksstämme Mährens in Bezug auf ihren dichterischen Werth, dann gebührt zweifellos denjenigen der mährischen Walachen der Vorzug vor allen übrigen. Was au ihueu besonders anziehend ist, das ist die Urwüchsigkeit und höchst naive Weltanschauung. Der dem slavische» Volke überhaupt eigenthümliche Zug der mehr passiven, geduldigen Ausdauer findet namentlich hier klaren Ausdruck. Das Verdienst des Märchenhelden um den Sieg über die unholden Wesen besteht in der Regel weniger im activen Eingreifen in die Handlung, in positiven Heldenthaten, als in dem oft übermenschlichen Ertragen von Qualen und Martern oder wenigstens in der durch die verlockendsten Versuchungen erschwerten Entsagung, zugleich aber in dem pünktlichsten Befolgen des erhaltenen Rathes oder Auftrages. Bei den Heldinnen der mährischen Märchenwelt besteht wieder der Heldenmnth in der hingehendsten Aufopferung für das dem Zanberbann zu entreißende Wesen. In dieser Hinsicht leistet wohl das Höchste jene Königin-Mutter, die sich von ihrem standhaften Schweigen darüber, was sie in dem letzten, ihr verbotenen Gemache des verwunschenen Schlosses gesehen hatte, nicht einmal dadurch abbringen läßt, daß alle ihre Kinder sofort nach der Geburt ermordet werden; dieses Schweigen war aber Bedingung für die angestrebte Entzauberung. Helden- thaten werden im Kampfe mit Ungeheuern und Niesen mit Hilfe von wunderthätigen Gegenständen, die dem Helden von dem ihn beschützenden Wesen verliehen wurden, ausgeführt, wobei nur die Zauberformel herzusagen ist. Dem weichen slavischen Gemüthe entsprechend, muß deu Helden, der das schöne Ziel erreichen will, Bescheidenheit und Herzensgüte schmücken. Überhanpt ist das ethische und religiöse Moment in den Märchen des mährischen Volkes hoch entwickelt. Namentlich aber ist Hartherzigkeit den Armen
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Mähren und Schlesien, Band 17
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Mähren und Schlesien
Band
17
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1897
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.42 x 21.88 cm
Seiten
750
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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