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der Erbauer des prächtigen Schlosses in Jarmeritz. Auf seine Veranstaltung wnrden
manche große Oratorien in Brünn aufgeführt. In der 1724 vom kaiserlichen Poeten Zeno
verfaßten, vom kaiserlichen Vice-Kapellmeister Caldara in Musik gesetzten, ausschließlich
von Herren und Damen des höchsten Adels mit dem Kaiser als Dirigenten an der Spitze
ausgeführten Oper „Enrystheus" wirkten auch mährische Adelige mit.
Das Concertwesen faßte frühzeitig auch in Mähren Fuß. Schon um 1770 bestaud
in Olmütz eine nicht wenig exklusive „Musik-Akademie" (auch „Musik-Collegium" genannt),
welche von 1777 bis 1811 unter dem Cardinal-Erzbischos Anton Theodor Grafen von
Colloredo stand. Auch sonst pflegten die Bischöfe von Olmütz wohl seit jeher in ihren
Residenzen Olmütz, Kremsier und Wischau die Musik und dehnten diese Pflege nun anch ans
die weltliche Musik aus, so die Bischöfe und Cardinäle Graf von Schrattenbach (gestorben
1738) und Graf von Troyer (gestorben 1758), welche öfter in dem näher zur Landeshaupt-
stadt Brünn gelegenen Schlosse zu Wischau iu wald- uud jagdreicher Gegend residirten. Der
erste richtete im Schloße ein geräumiges Theater ein, in welchem die besten Schau- und
Singspiele der Zeit aufgeführt wurden. Von letzterem mag sich die Liebe zur Musik in
seiner Familie fortgepflanzt haben, da in den 1780er Jahren Graf Troyer und seine beiden
Söhne, alle drei Virtuosen auf Blasinstrumenten, einen musikalischen Salon in Brünn
hielten und der Geheimrath und Obersthofmeister des Olmützer Erzbischoss Erzherzogs
Rudolf, Ferdinand Graf Troyer, einer der vorzüglichsten Clarinettspieler war.
Zu hohem Rufe gelangte insbesondere die Musikkapelle des Grafen Hangwitz
(gestorben 1842) in Namiest; seine Gemalin Sophie, geborene Gräfin von Fried
(gestorben 1835), ließ in Swietlan jede Woche ein- oder zweimal dnrch einen auf ihre
Kosten herangebildeten und besoldeten Verein von wenigstens 48 Mnfikern aus dem
nahen Markte Boikovitz größere Tonstücke der besten Meister mit Präcision aufführen.
Der letzte kaiserliche Hofmusikgraf Adolf Graf von Podstatzky-Liechtenstein (gestorben
1849) hielt ein Schloßtheater zu Teltfch, auf welchem die größten Opern mit glänzendster
Ausstattung und künstlerischer Fertigkeit zur Aufführung gelangten, und unterhielt,
größtentheils auf eigene Kosten, eine Kapelle für Blasinstrnmente von zwölf Personen.
Seitdem die Dann, Stadion, Tranttmansdorff und Pallaviciui auf Schloß Jamuitz Hausen,
hat es hier immer Concerte, Theater, Feuerwerke und Bälle gegeben. Ja, die Gräfin
Tranttmansdorff, eine sehr lebensfrohe Dame, machte es bei der Aufnahme eines jeden
Beamten zu einer Hauptbedingung, daß er entweder ein Instrument kuustgeübt spiele oder
ein wohlgeschulter Sänger sei. Von der „rühmlichst bekannten" Jagdkapelle des Grafen
Seilern auf Schloß Lukov wurde unter persönlicher Leitung des Musikdirektors Metzner
auf dem gräflich Sereny'fchen Curplatze in Lnhacovitz ein großes Promenade-Concert zu
wohlthätigen Zwecken veranstaltet.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch