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das Volkslied in seiner ganzen zärtlichen Rohheit auf die Bühne; dabei war er ein
ganzer Österreicher, ein wahrhaft nationaler Tondichter. Wenzel Müller wurde 1767 zu
Tyrnan geboren, kam früh nach Brünn ins Theaterorchester, schrieb hier seine erste
Operette im Stile Dittersdorfs, der ihm Freund und Lehrer war, und wurde infolge
des Beifalls, welchen das Werk des erst Sechzehnjährigen fand, bald darauf zum
ersten Kapellmeister ernannt; 1786 wurde er an das Leopoldstädter-Theater in Wien
berufen. Er componirte Instrumental- und Vocalwerke aller Art und fand mit seinen
Singspielen, Zauberopern und -Possen :c. stürmischen Beifall; vielgenannt wurden
„Das neue Sonntagskind", „Die Schwestern von Prag", „Die Zaubertrommel",
„Die Teufelsmühle". Aus der Oper „Die Schwestern von Prag" nahm Beethoven
auch sein Thema und componirte über das Lied „Ich bin der Schneider Kakadu"
Variationen für Pianoforte, Violine und Violoncell, welche 1824 in Wien erschienen
sind. Die Compositionen Müllers, Vieles ungerechnet, belaufen sich auf 224 Nummern.
Der Componist starb 1835 in Baden bei Wien. — Als gelehrter Musikschriftsteller
tritt uns Raphael Georg Kiesewetter Edler von Wiesenbrunn, geboren 1773 zu
Holeschau, gestorben 1850 in Baden bei Wien, entgegen. Er wurde für den Staats-
dienst erzogen, war Beamter im Hofkriegsrath, wurde Hofrath und erhielt 1843 den
Adel. Von Kindheit an die Musik liebend, pflegte er selbst mehrere Instrumente praktisch,
stndirte unter Albrechtsberger und Hartmauu Compositiou und Contrapunkt, legte
umfangreiche Sammlungen alter Musikwerke an und fühlte sich zum wissenschaftlichen
Theile der Musik hingezogen, ans welchem Gebiete er eine Autorität wurde; von seinen
Hauptwerken nennen wir als Beispiele „Die Verdienste der Niederländer um die Ton-
kunst", ein Werk, das von der niederländischen Akademie preisgekrönt wurde; dann
„Guido von Arezzo", „Die Musik der Araber", „Über die Octave des Pythagoras"
und dergleichen mehr.
Mehr der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts gehören an: der Violonist Josef
S t rauß aus Brünn, der Pianist Josef Fischhof aus Bncovitz, der Componist und
berühmte Geiger Heinrich Wilhelm Ernst und der Componist Ferdinand Waldmüller,
beide aus Brünn, letzterer ein Sohn des berühmten Genremalers Ferdinand Georg
Waldmüller und der damals in Brünn engagirten Hofopernsängerin Katharina Weidner.
Zu den Hervortretenderen Erscheinungen dieser Epoche gehört aber besonders Anton Emil
Titl, geboren 1809 auf der Burg Pernstein, gestorben in Wien 1882. Er stndirte unter
Gottfried Rieger in Brünn Generalbaß, componirte während dieser Zeit bereits eine
Onverture, welche in Brünn und anderwärts zur Aufführung gelangte, und schrieb mit dem
achtzehnten Lebensjahr seine erste Oper „Die Burgfrau" (Text von Professor Anton Bocek
in Olmütz), welche sowohl in Brünn als auch in Olmütz mehrmals über die Bühnen ging.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch