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Dramen fände» geringen Beifall, was den Dichter in hohem Maße verdüsterte. Diesen
Vertretern der ernsten tragischen Muse schließen wir noch zwei Possendichter an, von
denen der eine, Karl Ed. Grammerstötter zwar kein gebürtiger Mährer ist, aber lange
Zeit in Brünn lebte, der zweite, Friedrich Hopp aber ein geborner Brünner ist; des
letzteren drollige Possen: „Doctor Fansts Hauskäppcheu", „Hutmacher und Strumpf-
wirker" u. A. haben sich lange Zeit auf dem Repertoire erhalten.
Das Jahr 1848 hatte auch in Mähren eine lebhafte Bewegung auf dem Gebiete
literarischer Bestrebungen im Gefolge. Die Flut von Zeitschriften, welche das Jahr 1848
hervorrief, ging auch an Mähren nicht spurlos vorüber. „Der mährische Bote", „Brünner
Tagescourier", „Die Opposition", „Baterland", „Mährische Volkszeitung" erschienen,
gingen aber bald wieder ein. Anspruchslos, aber in ihrem schlichten heimatlichen Gehaben
recht sympathisch war die durch mehrere Jahre erscheinende „Biene", von Johann Nepo-
muk Enders 1851 begründet. Der Herausgeber, ein um Mähren vielfach verdienter
Schriftsteller, der am 3. Mai 1815 in Ungarisch-Hradisch geboren wurde und seit 1848
als Buchdrucker und Buchhändler in Neutitscheiu lebte, hat selbst unter dem Pseudonym
Johann von Hradisch viele Beiträge für seine Zeitung gespendet. Enders ist auf
lyrischem und epischem Gebiete mit anerkennenswerthen Dichtungen hervorgetreten. Er
feierte in seinen „Kaiserliedern" das Herrscherhaus und weihte dem unglücklichen Kaiser
Max in seinen „Nachklängen" ergreifende Gesänge. Seine Sammlung „Ephenranken"
enthält hübsche Erzählungen, sowie heimische Sagen und Märchen.
Mitten im Sturme der Revolution stand der Schriftsteller Sigmund Kolisch;
geboren 1816 zu Koritschan, mußte er wegen seiner Theilnahme an den Wiener März-
ereignissen Österreich verlassen, wohin er erst 1868 zurückkehrte; er lebte hierauf in Wien,
später in Göding und starb daselbst im Jahre 1886. Sein Roman: „Ludwig Kossuth und
Clemens Metternich" ist durchaus Tendenzwerk; auch Dramen, z. B. „Don Juans erster
Versuch" rühren von ihm her.
Über die Vorgenannten ragen weit hervor die Schriftsteller: Hieronymus Lorm
und I. I. David, sowie die Frau mit dem weiblich zarten Herzen und dem männlich
ernsten Geiste, der scharfen Beobachtungsgabe und der feinen Empfänglichkeit für alle
Bewegungen des Gemüthslebeus: Marie Ebuer-Eschenbach. Hieronymus Lorm gilt
als der Dichter des Pessimismus, doch sein Pessimismus hat nichts Abstoßendes, er ist
gepaart mit einem feinen Gefühl für das Schöne und für all das, was Lorm „den unver-
nünftigen Sonnenglanz" des Lebens nennt. So vermochte auch das eigene schwere Leid
des Dichters geistige Kraft nicht zu brechen. Hieronymus Lorm, Pseudonym für Heinrich
Landesmann, ist am 9. August 1821 zu Moisburg geboren. Schon mit dreizehn Jahren
büßte er fast ganz das Gehör und die Sehkraft ein. Seine erste größere Arbeit war:
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch