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dem Jahre 1530 geführt wurden, erwähnt werden. Nnr die Brüder schaffen Dauerndes
auf dem Gebiete des Kirchenliedes und finden Übersetzer bei den Deutschen. Das Beste
ward wohl im Samotuler und Eibeuschitzer Cancionale geleistet, dem Werke J a n
Blahos lavs , eines der gebildetsten Männer des Jahrhunderts (1524 bis 1571). Dieser,
von Geburt ein Preraner, holte sich die erwünschte Bildung an fremden Universitäten
und erwies dann als Archivar, diplomatischer Vertreter und endlich Bischof, sowie auch
als Schriftsteller der Unität unschätzbare Dienste. Eine gründliche Geschichte derselben,
besonders ihre Anfänge beleuchtend, eine Lebens- und Leidensgeschichte des erst dnrch
die Fürsprache der Philippine Welser aus fünfzehnjähriger Gefangenschaft erlösten
Liederdichters und Bischofs Jan Angnsta, eine reichhaltige Grammatik mit vielen
dialektischen, archaistischen und Phrasistischen Streiflichtern ((Zrammatika eeska, nach der
im Theresiannm befindlichen Handschrift herausgegeben von Hradil und I. Jireeek), welche
durch das grammatische, ebenfalls in Mähren verfaßte Erstlingswerk eines Beneö Optat
und Peter Gzel veranlaßt wurde, das sind neben der musterhaften Übersetzung des Neuen
Testaments aus dem Griechischen und einem Entwurf der quantitireudeu Profodie für die
böhmische Poesie wohl die bedeutendsten von den 28 Schriften Blahoslavs.
Durch die letzterwähnte Übersetzung legte Blahoslav den Grundstein zu dem
unsterblichen Hauptwerke der Brüder, zur Kralitzer Bibel , welche unter der Patronanz
des Herrn Johann von Zerotln von tüchtigen Fachmännern (an der Übersetzung des alten
Testamentes aus dem Urtext, den sie mit allen anderen verglichen, arbeiteten sechs Mährer)
mit ausgezeichnetem Commentar in den Jahren 1579 bis 1593 in sechs Zierbänden zu
Kralitz herausgegeben wurde. Diese Bibel galt fortan als Canon sprachlicher Reinheit
und Eleganz und obwohl eifrig verfolgt, besonders in den Zeiten der Gegenreformation,
hat sie sich bis auf den heutigen Tag im Volke in vielen Exemplaren erhalten.
Neben dem Vater Johann entsproß aus dem Geschlechte der Zerotlne namentlich in
dessen Sohne Kar l von Zerot in dem Lande Mähren ein Mann von unsterblichem
Ruhme. Zu Brandeis in Böhmen 1564 geboren, war derselbe mit den Schicksalen Mährens
aufs innigste vereinigt, er leitete sie in den schwierigsten Zeiten mit sicherer und kundiger
Hand. Er führte das Schwert gleich ausgezeichnet wie die Feder und seine Schriften, meist
juridischen und historischen Inhalts, zeigen in dem gehaltvollen, markanten und feinen Stile
den ganzen Mann, während wieder seine Briefe (3 Bände, herausgegeben mit Hilfe des
mährischen Landesausschusses vom Landesarchivar V. Brandl) uns sein Herz erschließen.
Da spricht aus jeder Zeile der treue Patriot, weltkundige Menschenfreund, liebevolle Ehe-
gatte und Bater und der sorgsame Großgrundbesitzer. Seinem Glauben treu ergeben, war
er der einzige, auf den sich das Answeifungsdecret König Ferdinands II. nicht bezog, da
er trotz aller Lockungen und Drohungen treu staud zu dem Habsburg'fcheu Herrscherhause
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch