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Blüten zu treiben, da seitens der baulustigen und insbesondere die deutsche Kolonisation
begünstigenden Könige Wenzel l. und Ottokar II. durch die Heranziehung neuer Orden
der (früh)gothische Stil, bereits völlig entwickelt, ins Land gebracht und sofort allgemein
angewendet wird; zwischen 1210 bis 1230 komme» uämlich Frauciscauer, Miuoriteu,
Dominicaner, Augustiner ?c. nach Mähren und beginnen sofort in Brünn, Jglau, Olmütz,
Schöuberg, Zuaim ?c. ihre Klosterbauten. Wurden schon unter dem Markgrafen Vladislav,
dessen segensreiche Regierung dem Lande dauernden Frieden und allgemeinen Wohlstand
brachte, und dann unter König Premysl Ottokar I. allerorten Stadt- und Klosterkirchen
gebaut, so geschah dies jetzt unter Wenzel I. und Ottokar II. in noch höherem Maße.
Die ersten Bauten Mährens im St i l der Frühgothik sind: in Jglau die
ehemalige Dominicanerkirche, dann die Minoritenkirche und endlich die zwischen 1230
und 1243 erbaute St. Jakobskirche, welche zugleich die erste Hallenkirche (mit drei gleich
hohen Schiffen) in Mähren ist; auch die Brünner romanische Domkirche muß in dieser
Zeit umgebaut worden sein, wie es die untere Partie der Umfassungsmauern des Schiffes
mit den vermauerten Fenstern bezeugt. Alle diese Kirchen übertrifft die schöne Kirche in
Lodenitz, deren Thurm außerdem zwei sehr schön gewölbte, originelle Gelasse hat.
Kleinere einschiffige Kirchen dieser Zeit sind viele erhalten, so z. B. die sogenannte
Cyrilka in Velehrad, jetzt Presbyterinm dieses Kirchleins, der Chor der Kirche zn
Schlapanitz n. s. w.; auch eine stattliche Zahl zweischiffiger Kirchen finden wir, welche
alle an der Grenze Böhmens liegen und derselben entlang weiter verfolgt werden können,
so die Kirchen zu Wolframitz, Böhmisch-Rudolec, Sitzgras, Bidhersch, Lipolz mit zwei
und die Kirchen zu Groß-Bitesch, St. Prokop zu Saar und St. Jakob zu Teltsch mit drei
Pfeilern :c. Die damaligen Stadt-Pfarrkirchen, meist dreischiffig, in der ersten Zeit noch
mit höherem Mittelschiff, dann mit drei gleichhohen Schiffen, erhalten den Thurm seitwärts
oder vorne an der Stirnfront, hin und wieder aber auch zwei Frontalthürme; das
Mittelschiff ist meist länger und polygonal, die Seitenschiffe sind geradlinig oder auch
polygonal geschlossen. Das schönste und trotz mehrmaligen Umbaues ziemlich gut erhaltene
Beispiel ist das zwischen 1265 nnd 1275 erbaute zierliche Schiff der Olmützer Dom-
kirche, ein Hallenbau mit auffallend schmalen Seitenschiffen, was sich daraus erklärt,
weil man die Fundamente und die zwei Thürme des alten romanischen Domes benützte,
daher dessen Maße eingehalten wurden.
Unter der nun folgenden Herrschaft der Luxemburger tritt in Mähren ein ganz
besonderer Aufschwung auf dem Gebiete der Baukunst ein; die Luxemburger, ein prunk- und
prachtliebendes, baulustiges Geschlecht, wenden dem Bauwesen ihre stete volle Theil-
nahme zn. Schon König Johann erläßt verschiedene bauliche Verordnungen, baut selbst
viel und Hochbedeutendes in Mähren; so stiftet er mit seiner Gemalin 1312 das ehemalige
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch